2011 Polen und das Baltikum (Estland, Lettland, Litauen)

Am Mittwoch, 10.08., starten wir zur nächsten Fahrt mit unserem Bimobil.

 

Dieses Mal soll es nach Polen und ins Baltikum gehen. Gerhard hat in Hofheim einen Sprachcomputer besorgt, da keiner von uns beiden polnisch kann. Die erste Rast führt uns zu einem Burger-Restaurant auf dem Rastplatz Pfefferhöhe. Frisch gestärkt geht es anschließend Richtung Leipzig. In einem riesigen Einkaufszentrum bei Leipzig machen wir einen Großeinkauf bei Aldi. Übernachtet haben wir auf einem sehr geräumigen Parkplatz bei Bitterfeld. Er liegt sehr idyllisch an einem See mit Zugang zu einer bunten Blumenwiese.

 

Um 12.30 Uhr am nächsten Tag erreichen wir die Grenze in Frankfurt/Oder. Zum Auftakt geraten wir in Polen direkt in einen Stau, der sich aufgrund des Ausbaus der Autobahn gebildet hat. Gott sei Dank löst er sich nach etwa 30 Minuten auf und wir können unsere Standardgeschwindigkeit am Tempomat einstellen. Auf einem Rastplatz trinken wir Kaffee (Gerhard) und Capuccion (ich). Der Kaffee ist frisch gebrüht, der Capuccino wird aus der Tüte gerührt. Alles in allem war der Preis mit 1,75 € für beides sehr günstig. Auf der Weiterfahrt entdecken wir entlang unserer Route etliche Pfifferling-Verkaufsstationen. Kurz entschlossen tauschen wir Geld (Kurs etwa vier Sloty für einen Euro)j, um zum Abend ein Pilzgericht zu verspeisen. Dummerweise stehen die Pilzverkäufer ab jetzt am Rand der Gegenfahrbahn. Bei dem vierspurigen Ausbau der Straße und dem inzwischen heftigen Verkehr sehen wir heute keine Möglichkeit mehr, uns mit Pfifferlingen einzudecken. Die Autobahn kostet in Polen Gebühr. Für ein etwa 50 km langes Stück zahlen wir 13 Sloty (etwa 2,50 €). In einem Großmarkt werden wir auf der Suche nach Kuchen für Gerhard fündig. Der Kuchen sieht super lecker aus und die Portion entspricht genau Gerhards Vorstellungen. Der frühe Abend ist gerettet, wir suchen einen Schlafplatz. Wir halten mitten in einem Feld, aber es ist nicht ganz so ruhig, wie wir es uns vorgestellt haben. Mit unserem Fernseher (ohne SAT-Schüssel) erreichen wir nur polnische Programme. Der Wetterbericht lässt sich anhand der gezeigten Bilder gut verstehen, bei den Nachrichten kommt es zu einigen Lücken.

 

Der nächste Tag ist ebenfalls ein „Fahrtag“. Wir fahren eine kleine Strecke auf einer halb fertig gestellten Autobahn, die wahrscheinlich deswegen nichts kostet. Die Straßen sind erstaunlich gut. Lediglich abseits der geplanten Route (um die Mittagszeit zum Finden eines Koch- gegen Abend zum Finden eines Übernachtungsplatzes) beschert uns einiges an holprigen Fahrwegen. Zum Mittagessen gibt es eine riesige Portion Pfifferlinge (500 g für 20 Sloty, ungefähr 4 €). Unser Essensplatz ist wunderschön und liegt mitten im Wald. Einen Nachtplatz finden wir in Katna am See. Er liegt zwar sehr schön, erhält aber von mir auf der Skala von 0 bis 10 lediglich eine 4. Hintergrund für meine Abwertung: endlose Mückenschwärme, die die Umgebung des Sees ebenfalls toll finden und sich an uns gütlich tun wollen. Ich bewundere Gerhard, dem die Insektenplage nichts ausmacht. Zum Einkaufen waren wir heute bei Kaufland, das es neben Lidl und real ebenfalls in Polen gibt.

 

Heute (Samstag, 13.08.) stehen wir bereits um 6.30 Uhr auf, weil Ashley unruhig wird. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass sie draußen lediglich einen anderen Hund gehört hatte. Jetzt nutzen wir die Gelegenheit, mal etwas früher von unserem Stellplatz loszukommen. Auf der Tankstelle bekommen wir Leitungswasser für den Frischwassertank umsonst. Die Betreiber wollen kein Geld dafür annehmen. Wir fahren weiter nach Gycicko, einer größeren Stadt, die an einem der größeren Seen liegt. Am Hafen fahren wir auf einen bewachten Parkplatz und schauen dem Treiben rund drei Stunden zu. In einem kleinen Restaurant stillen wir unseren Hunger: Rot- und Weißkohlsalat, den sogar Gerhard mochte, zwei Schaschlik-Spieße mit Pommes und jeweils ein Getränk für 50 Sloty. Anschließend fahren wir auf „verbotenen Wegen“ (zulässiges Gesamtgewicht 2,5 t) zu einem Strandschwimmbad etwas nördlich von Gycicko. Gerhard ist mit dem Schlafplatz nicht einverstanden, und wir machen uns erneut auf die Suche. Der nächste liegt etwas weiter weg vom See, aber als nach einer Stunde Dauerregen einsetzt, ist uns dieser Platz zu heikel zum Wegkommen am nächsten Tag (weiche Erdstraße, vollkommen unbefestigt, ohne Schotter oder Kies!). Also nehmen wir einen dritten Anlauf. Gegen 19:30 Uhr befinden wir uns wieder in „normalem Gebiet“. Wir stellen uns hinter einen Bauernhof (ohne Seeblick), aber mit einer himmlischen Ruhe. Die dauert bis genau 6.15 Uhr am nächsten Morgen, als der Bauer mit seinem Trecker losfährt und an uns vorüber rumpelt.

 

Inzwischen fahren wir durch ein absolutes Storchengebiet. Häufig sehen wir ganze Kolonien auf den Feldern oder in den Sümpfen. Unser Mittagsrastplatz an einem See bietet eine gute Aussicht. Anscheinend haben das aber schon Leute vor uns entdeckt und ihre Flaschen dort zerdeppert. Jedenfalls hat sich Ashley bei ihrem Spaziergang die Vorderpfote aufgeschnitten und das WoMo blutig gemacht. Mit einem Verband aus einem ausrangierten Erste-Hilfe-Auto-Koffer haben wir das Bluten eingedämmt. Beim nächsten Spaziergang ist sie schon wieder mit „nackten“ Füßen unterwegs.

 

Der Grenzübergang von Polen nach Littauen verläuft problemlos. Die Gegend erinnert Gerhard an Schweden oder Norwegen. Es gibt sehr viele Holzhäuser. Die Felder ringsum sind sehr nass (sumpfig?). Ohne Mückenschutz geht jetzt auch tagsüber nichts mehr. Obwohl Sonntag ist, sind die Läden hier geöffnet. Wir versorgen uns mit Mückenspiralen, die auf einer Untertasse abgebrannt werden. Wir finden einen tollen Rastplatz an der Memel. Der Ausblick ist grandios. Leider nutzen ihn junge Leute bis in den späten Abend für Zusammenkünfte, die ziemlich laut ablaufen. Erst ab 24 Uhr wird es ruhiger und wir können einschlafen. Die Nacht verlief – dank Mückenspirale – ohne Belästigung durch Schnaken.

Weiter geht es Richtung Pakalné ins Memeldelta. Wir kommen recht früh an, finden einen Stellplatz, der mit natürlichen Hecken umgeben ist und entsprechendes „Wohlfühlequipment“ (Tisch, Bänke, Grillstelle) ist ebenfalls vorhanden. An einem benachbarten Stellplatz grillen Einheimische. Sie sind mit ihrem Boot in den Naturpark gefahren und machen hier eine Pause. Bei einer kurzen Wanderung werden wir fast von den Schnaken/Mücken oder sonstigem Getier aufgefressen. Zurück am WoMo verziehe ich mich in das geschützte Innere. Gerhard versucht außen, mit dem Aufstellen eines Satelliten den Fernsehempfang zu verbessern. Obwohl er fast zwei Stunden damit zubringt, bekommen wir kein Bild. Im Lauf des Abends wird es mit den Insekten immer heftiger. Ehe wir mit Ashley den Nachtspaziergang vor dem Zubettgehen antreten, wird das WoMo innen mit Mückenspray eingesprüht. Als wir zurückkommen, sind die Quälgeister tot und wir legen uns beruhigt schlafen.

 

Heute (16.08.) fahren wir recht zügig nach Kalpeda. Unterwegs stoßen wir auf eine Bäckerei, die leckere Hörnchen mit Karamellfüllung verkauft.  Die Hörnchen schmecken sogar mir! Sie sind nur sehr sparsam gefüllt, so dass alles nicht zu süß ist. Der Ort Venté liegt auf einer Halbinsel und hat einen Leuchtturm. Auf dem Parkplatz gibt es einen Kiosk mit frischen Räucherfisch.  Gerhard ersteht für 1 € einen Fisch, den wir uns zum Mittagessen teilen. Der Fisch ist allerdings „ganz“, das heißt sämtliche Innereien wurden noch nicht entfernt. Aber Gerhard „entsorgt“ die ungenießbaren Anteile, wäscht den Rest ab und was übrig bleibt ist Genuss pur! Geschmacklich erinnert es etwas an Matjes. Als wir in Kalpeda ankommen, schauen wir uns zuerst den Hafen an. Dann gehen wir von unserem Stellplatz aus in die Innenstadt. Leiden haben die meisten Geschäfte um 18 Uhr schon geschlossen, so dass es für einen Einkaufsbummel zu spät ist. Also beschließen wir, das erste Mal auf unserer Fahrt essen zu gehen.
Litauen wird zunehmend weniger sumpfig. Als wir einen „Hundeplatz“ suchen, an dem Ashley ihr Geschäft erledigen kann und rechts in den Wald abbiegen, besteht nicht mehr die Gefahr des Einsinkens. Gerhard ist von dem unbefestigten Waldweg so begeistert, dass er ihn nicht mehr verlassen will. Wir fahren daher die nächsten fünf bis sechs Kilometer quer durch den Wald. Im Navi wird der Weg als „öffentliche Straße“ geführt, so dass wir uns keine Sorgen machen. Nachdem wir einige Zeit wieder auf befestigten Straßen hinter uns gebracht haben, kommen wir in Lettland an. Hier fällt sofort der kaputte Straßenbelag auf, der sich den ganzen Tag über nicht verbessert. Einen wunderschönen Strand finden wir in Pape. Zum Mittagessen parken wir im Hafen von Liepaja mit schöner Aussicht auf das Meer. Leider bekommen wir auf der Durchfahrt nicht so viel von der Altstadt Liepajas mit, die wunderschön sein soll. Unser Übernachtungsplatz liegt nahe des Hafens von Pavilosta. Den kilometerlangen Strand findet Ashley sehr einladend und sie lässt sich am späten Abend nur mit Mühe dazu bewegen, ins WoMo zu kommen.


Wir haben unseren Stellplatz innerhalb Palivostas verändert und befinden uns jetzt auf einem Campingplatz mit angegliederter Marina. Gerhard hat das Schlauchboot mit Luft befüllt und eine erste Übungsfahrt unternommen. Sowohl das Meer (kurzer Abstecher) als auch der Fluss (intensive Übungseinheiten) werden per Schlauchboot erobert. Ashley und ich schauen uns das Ganze von der Pier aus an. Am Nachmittag findet auf dem gegenüber liegenden Segelhafen eine Hochzeit statt. Die Gäste besteigen mehrere Segelboote und kreuzen auf dem Fluss. Erstmals wird heute der Fernseher eingesetzt. Nach einiger Anstrengung beim Aufbau der SAT-Antenne können wir am Abend alle nur denkbaren deutschen Sender empfangen.


Am Freitag, 19.08., ist das Wetter ziemlich unruhig. Regen und Wind wechseln sich ab bzw. sind auch mal gleichzeitig zu Gange. Gerhard macht dennoch am späten Nachmittag in einer kleinen Wetterpause einen Ausflug mit dem Schlauchboot. Anschließend holen wir das Boot an Land, weil wir Morgen wieder „auf Tour“ gehen wollen. Der Abend ist ziemlich stürmisch und verregnet; es zieht auch ein Gewitter vorüber. Bei der SAT-Antenne fällt zwischendurch immer wieder mal der Empfang aus, so dass wir dem Geschehen auf dem Bildschirm nur mühsam oder gar nicht folgen können. Ehe wir an diesem Abend den Alkoven erklimmen, sichert Gerhard noch die außen liegenden Teile (Boot, Antenne, Sonnensegel). Unsere Nachbarn, die zum Fischen angereist sind und ihre Zelte mitgebracht haben, steht eine nasse Nacht bevor. Der Regen prasselt unaufhörlich aufs Dach und das Einschlafen fällt heute nicht leicht.


Am Samstag geht es bei Regen Richtung Riga los. Rund 40 € haben wir auf dem Campingplatz für die beiden Tage bezahlt – nicht gerade billig für das angebotene Umfeld (weder Brötchenservice noch befestigte Stellplätze, Dusche und Toiletten entsprachen auch nicht unbedingt den gängigen Vorstellungen, waren jedoch sauber). Eigentlich wollen wir heute entlang der Küste fahren, aber da es immer stärker regnet, biegen wir nach rechts ab, um die Route zu verkürzen. Einen Nachmittags-Kaffee-Stop legen wir bei Laidze an einem See ein. Dort gibt es interessante Bäume, deren Äste/Blätter in „Kugeln“ wachsen, als ob sie von einem Gärtner geschnitten würden. Der anhand des Reiseführers geplante Übernachtungs- und Badeplatz bei Mersrags erwies sich als Mückenhölle und Algen verseucht. Wir fahren direkt weiter. Das Zentrum von Mersrags ist ein riesige, halb verfallene Gebäudeansammlung inmitten von Erdstraßen. Es gibt es eine BUMS-Bar (so lautet tatsächlich der Name der Bar), die vorwiegend von den Soldaten, die hier in den Kasernen untergebracht sind, besucht wird. In Engure am Hafen finden wir einen wunderschönen Übernachtungsplatz mit eigenem Strand, an dem am Abend von unseren Stellplatznachbarn ein kleines, privates Feuerwerk entzündet wird.


Heute, am Sonntag, geht es nach Estland. Im Hafen von Salacgriva gehen wir zum letzten Mal auf lettischem Boden in ein Lokal. Die Preise sind gesalzen. Für ein paar  Chicken Wings (ohne Beilagen wie Brot oder Brötchen) und einen Cäsar-Salat mit Shrimps und einem winzigen Stück Baguette zahlen wir (inkl. zwei kleinen stillen Wassern) etwa 20 €. Nach einem Einkauf im Supermarkt, bei dem wir unser zu viel getauschtes lettisches Geld loswerden, setzen wir unseren Weg fort. Unmittelbar vor der Grenze machen wir gegen 14:45 Uhr eine verspätete Mittagspause. Ashley findet einen neuen Freund im Hafen, mit dem sie herumtollt. Jetzt ist Estland nicht mehr weit. Wir haben uns mögliche Übernachtungsstellen per Karte herausgesucht. Während der Fahrt sehen wir einen asphaltierten, idyllisch gelegenen Parkplatz direkt an der Ostsee, der aber von Gerhard aufgrund der „Schräglage“ abgelehnt wird. Wir fahren weiter und kommen in ein lt. Karte ausgewiesenes „Hafengebiet“, das aber unseres Erachtens keines ist. Dort lagern lediglich ein paar rostige Kähne, denen wir keine sicheren Fahrten zutrauen. Nach dem zweiten erfolglosen Anlauf, einen Stellplatz in diesem Gebiet zu finden, spricht Gerhard eine Bäuerin an. Wir dürfen unser WoMo auf die Viehweide zu den Kühen stellen und sind happy! Das Glück ist allerdings nur von kurzer Dauer. Die Kühe sind sehr neugierig und bedrängen das WoMo von allen Seiten. Ashley wird im Gesicht abgeschleckt, was sie gar nicht gut findet. Unser kurzer Abendspaziergang wird von allen anwesenden Kühen begleitet. Als wir uns zur Ruhe begeben, hat sich die Aufregung der Kühe gelegt, und wir schlafen in einer friedlichen und ruhigen Umgebung ein.


Nach dem ersten Sonnenstrahl am nächsten Morgen haben die Kühe das WoMo „wiederentdeckt“ und untersuchen eifrig alles rund ums Auto (Reifen, Spiegel, Kiste mit dem Schlauchboot). Wir flüchten um sechs Uhr, da wir unter diesen Bedingungen sowieso nicht mehr schlafen können. Inmitten von Feldern finden wir einen „Anschlussschlafplatz“. Gegen 9:30 Uhr wachen wir erneut auf und frühstücken in aller Ruhe. Als nächstes ist Baden in der Ostsee angesagt. Wir finden anhand des WoMo-Führers eine schöne Bucht, die uns ganz allein gehört. Mir ist das Wasser zu kalt, aber Gerhard lässt sich durch nichts vom Baden abhalten. Allerdings gibt er zu, dass es mit dem „Schwimmen“ an dieser Ecke der Ostsee nicht so einfach ist. Nach rund 50 Metern Richtung Meer reicht ihm das Wasser nur knapp übers Knie. Kurzerhand setzt er sich auf den Hosenboden und kommt so in den Genuss eines „Komplett-Bades“. Danach fahren wir weiter Richtung Osten. In Tartu finden wir in einem Einkaufszentrum einen riesigen Supermarkt. Das kommt uns wie gerufen, können wir doch so unsere Vorräte aufstocken. Mittags rasten wir an einem Pferdehof, der Grillhütten vermietet. Sie sind idyllisch an einem See gelegen, aber der Preis hat es in sich. Pro Person und Stunde werden 3 € verlangt. Kohle und Grillgut sind von dem Mieter zu stellen! Das Tanken ist allerdings billiger als bei uns. Wir zahlen 1,25 € für einen Liter Diesel. Dieses Mal übernachten wir an einem See. Es regnet die ganze Nacht!


Von unserem Übernachtungsplatz bei Pangod starten wir Richtung Otepää/Voru – es gibt hier im Osten nur Erdstraßen, obwohl sie im Atlas „gelb“ und nicht „grau“ gekennzeichnet sind. Auch die Weiterfahrt nach Misso bewältigen wir über unbefestigte Straßen. Wir wählen im Atlas einen kleinen Grenzübergang aus und versuchen, die passende Erdstraße zum Überqueren zu finden. Dabei geraten wir fast ins russische Grenzgebiet. Zu guter Letzt finden wir doch noch die richtige Straße. Weiter geht’s nach Alüksne und Vilaka. Als Endziel haben wir Ludza ins Navi eingegeben. In der Nähe von Karsava liegt die russische Grenze unmittelbar vor uns. Wir entdecken einen Hochsitz auf der russischen Seite, der zum Beobachten des lettischen Gebiets dient. Gerhard hält ihn sofort auf einem Foto fest. Nachdem wir mit viel Mühe eine Tankstelle gefunden haben (etliche Umleitungen aufgrund einer Riesenbaustelle rund um Karsava), ist unser heutiger Bedarf an Erdstraßen gedeckt. Wir streichen Ludza aus dem Navi und geben Rezekne ein, das über die A13 – eine gut ausgebaute Teerstraße – zu erreichen ist. Ca. 10 km vor Rezekne finden wir in Berzgale einen Stellenplatz für die Nacht vor einer Kirche mit zugehörigem Pfarrhaus. Obwohl zwei Seen in unmittelbarer Nachbarschaft und dicht beieinander liegen, sind wir heute Abend für eine Besichtigung zu müde.

 

 Am Mittwoch, 24.08., geht es über Rezekne nach Daugavpils in ein größeres Einkaufszentrum. Wir wollen unser lettisches Geld loswerden und haben noch keine Souvenirs erstanden. Super-Ergebnis nach dem Einkauf: Wir haben für jeden etwas bekommen! Dorothee und Hannah erhalten je einen

Bernsteinanhänger mit zugehöriger Kette und Tobi kann sich über ein Feuerzeug mit Bernsteineinlage freuen. Gerhard hat für Tanis ein ferngesteuertes Auto gefunden, das in den weiten Gängen der Einkaufspassage vorgeführt wurde. Weiter geht es über Utena und Moletai nach Vilnius, wo wir gegen 19 Uhr eintreffen. Leider sind die Witterungsverhältnisse für Fotos nicht die besten. Trotzdem versuchen wir, ein paar nette Bilder zu schießen. Auch hier gibt es – wie in allen größeren Städten des Landes – riesige Baustellen. Unseren Stellplatz finden wir heute in Sichtnähe der A 15 auf einem Acker am Waldrand. Er liegt nicht sehr schön und der Verkehrslärm ist zu hören. Aber weil wir nicht weiter suchen wollen, nehmen wir die Unannehmlichkeiten in Kauf.

 

Am Donnerstagmorgen haben wir unser erstes negatives Erlebnis mit „freien“ Stellplätzen. Zwei Russen kommen aus dem Wald und fordern hartnäckig Geld für die Übernachtung, weil einem von ihnen angeblich das Grundstück gehört, auf dem wir übernachtet haben. Als wir uns nicht darauf einlassen, wollen sie zumindest Zigaretten oder Alkohol. Wir gehen auch auf diese Forderungen nicht ein und die beiden verschwinden nach einigen Runden ums WoMo wüst schimpfend im nahe gelegenen Wald. Eigentlich wollen wir heute nach dem Frühstück duschen, aber nach diesem „Auftritt“ wollen wir schnell weg. Wir beenden in Eile unser Frühstück und starten den Motor. Beim Wegfahren in Richtung A 15 bemerken wir, dass sie sowohl rund um die Vorder- als auch die Hinterräder Steine gelegt haben, um uns am Wegfahren zu hindern. Dank Allrad gibt es aber keine Probleme. Wir verlassen den Platz ohne Bedauern. Die weitere Fahrt Richtung Polen verläuft unspektakulär. Fürs Mittagessen haben wir uns einen Platz an einem See ausgesucht. Er liegt wunderschön und wir verdauen mit dem Essen rückblickend noch einmal das Geschehen vom Vormittag. Wir sind uns einig, dass es uns nicht davon abhalten wird, künftig wieder „wild“ zu campen. Den Übergang nach Polen erledigen wir über eine „kleine“ Grenze (Schlagbaum, Erdstraße) und finden kurz danach eine Stelle im Wald, um zu übernachten.

 

Der heutige Freitag ist mehr oder weniger ein reiner „Fahrtag“. Über Augustow und Balystok fahren wir nach Bielsk bzw. Podalski. Wir versuchen fortwährend auf der Strecke ein Internet-Café zu finden, um die Adresse der polnischen WoMo-Ausbauer, die wir auf der Allrad-Messe in Bad Kissingen kennengelernt haben, herauszufinden. Leider werden wir nicht fündig. Das Städtchen Balystok möchten wir uns näher ansehen und werden sofort mit den hiesigen Parkberechtigungen vertraut gemacht. In einem nahe gelegenen Kiosk gibt es Parkscheine für einen Aufenthalt von 30 oder 60 Minuten zu kaufen. Je nach geplanter Aufenthaltsdauer sind entsprechend viele Scheine zu kaufen. Auf den Scheinen wird jeweils das Ankunftsdatum und die Uhrzeit angekreuzt. Sehr praktisch – die Scheine lassen sich im Voraus kaufen und über das Datum für den jeweils aktuellen Tag verwenden. Wir finden ein Restaurant, in dem es Riesen-Hamburger gibt. Für zwei Burger inkl. 0,5 l Cola zahlen wir umgerechnet noch nicht einmal fünf Euro. Wir übernachten auf einem Feldweg nahe der 48 (zwischen Przytoczno und Sobieszyn) direkt neben einem Himbeerfeld. Die Nacht ist sehr ruhig.

 

 Auf dem Nachhauseweg soll ein Abstecher nach Krakau nicht fehlen. Der Samstag ist zwar komplett der Rückfahrt gewidmet, aber Krakau ist ein Muss auf unserem Besichtigungsprogramm. Da kann uns auch eine 25 km lange Baustelle, die nur mit großem Aufwand zu umfahren wäre, nicht schrecken. Bei heißen 32° erreichen wir endlich unser Ziel. In der Innenstadt finden wir keine öffentlichen Parkplätze für WoMos und private Stellplätze (ohne Ver- und Entsorgung) liegen für 24 Stunden bei rund 41,00 Euro. Das ist uns zu teuer! Wir schauen uns den Stadtkern via WoMo an und fahren anschließend stadtauswärts. Nach einer Brücke finden wir im Randgebiet von Krakau einen ruhigen Stellplatz. Jetzt ist Zeit für einen längeren Spaziergang mit Ashley, die aufgrund der heutigen Gegebenheiten etwas zu kurz kam und sich nun auspowern kann. Wir kehren in einem Restaurant ein, das polnisch-portugiesische Küche verspricht. Unsere Erwartungen werden nur teilweise erfüllt; wir haben uns bei der Bestellung jeweils etwas anderes vorgestellt, als wir tatsächlich erhalten haben. Gerhard bestellte vermeintlich Lammkoteletts und bekam eine Lammhaxe, mein „Bigos“ entpuppte sich als Schnitzel mit Spiegelei, Salzkartoffeln und Weißkohlgemüse. Geschmacklich ist alles ok und die Preise sind wieder mal unschlagbar günstig: inkl. einer Suppe, einem Kaffee, einem halben Liter Cola und einem Liter Bier zahlen wir umgerechnet rund 21,00 Euro. In der Nacht gibt es mehrere Gewitter. Am Sonntag fahren wir über die Grenze und Deutschland hat uns wieder!