2013 Marokko

 Wir starten am Freitag, 22.03., um 5:30 Uhr Richtung Koblenz, um Gerda und Heinz abzuholen. Gegen 6:15 Uhr frühstücken wir in Limburg bei McDonald. Bereits 20 Minuten vor der vereinbarten Zeit kommen wir in Koblenz an und fahren fast pünktlich um 8:10 Uhr Richtung Lichtenstein ab. In Lichtenstein angekommen wir vollgetankt und die Fahrt geht weiter Richtung Frankreich. Etwa 15 km vor dem Etappenziel lässt sich der 5. Gang nicht mehr einlegen. Da sonst alle Gänge funktionstüchtig sind, fahren wir weiter bis zum gebuchten Formel 1-Hotel in Narbonne. Wir stellen fest, dass unsere Codenummer, die wir übers Internet erhalten haben, nicht funktioniert. Gerda und Heinz kommen rein, wir bleiben draußen auf dem Parkplatz und übernachten im Wohnmobil.

 

Am nächsten Tag, bei unserer Reklamation mit der Rezeption, wird uns erklärt, dass wir die Nacht vom 23. auf den 24.03. gebucht haben und nicht die vergangene Nacht (22. auf 23.03.). Deshalb wurde unser Code gestern Abend nicht akzeptiert. Die Dame ist sehr nett und lässt uns, weil wir ja die kommende Nacht nicht übernachten, aber bereits gezahlt haben, am Frühstücksbüffet teilnehmen. Außerdem sucht sie die Adresse einer nahe gelegenen Citroen-Werkstätte heraus, damit wir das Getriebe überprüfen lassen können. Leider hat die Werkstatt samstags geschlossen und wir schauen uns nach der nächsten Werkstatt um. Hier erhalten wir die Auskunft, dass die Mechaniker samstags nicht arbeiten und wir für Montag einen Termin vereinbaren sollen. Da wir die Weiterfahrt bereits fest geplant und gebucht haben, ist das für uns keine Option. Nach telefonischer Rücksprache mit unserem deutschen Mechaniker fahren wir im 4. Gang (Tempo zwischen 80 und 90 km/h) weiter Richtung Spanien. Wir nächtigen auf dem geplanten Campingplatz in Benicarissim. Es geht ziemlich eng zu, wie auf Campingplätzen allgemein üblich. Unser Standplatz liegt unter Bäumen, in der Nähe der Wasserversorgungsstelle und des „Hundetores“. Das ist ein separates Tor, für das wir einen Schlüssel bekommen haben, um mit den Hunden Gassi zu gehen. Es führt auf einen geteerten Fahrradweg, der nach ca. 2,5 km am Strand endet. Die Nacht verläuft sehr ruhig.

 

Los geht’s nach dem Frühstück zum nächsten Campingplatz in Almeria. Die Fahrt verläuft ohne große Hindernisse. Lediglich die Tempoeinschränkung wegen des fehlenden 5. Ganges ist etwas nervig. Gerda hat für uns per Navi ein paar Autowerkstätten herausgesucht. Da es noch früh am Abend ist, fahren wir die einzelnen Adressen ab, um die für uns passende Werkstatt zu finden. Die erste Werkstatt hat anscheinend dicht gemacht, jedenfalls ist von außen nicht zu erkennen, dass dort noch Autos repariert werden. Die beiden anderen Werkstätten sind offenbar noch in Betrieb. Wir werden dort am 25. unser Glück versuchen. Die Atmosphäre des Campingplatzes ist sehr angenehm und nach dem wir uns mit Heinz und Gerda in unserem WoMo ein Marokko-Video angeschaut haben, gehen wir zu Bett.

 

Das war wohl nichts! Die Citroen-Werkstätte hat den ersten freien Termin für uns am Mittwoch und die Betreiber der Fiat-Werkstatt erklären uns, dass mit ihren Teilen die Garantie nicht funktionieren würde. Auch wenn das Citroen-Fahrgestell und der Fiat-Ducato baugleich sind. Alle Überredungskünste helfen nicht. Unverrichteter Dinge fahren zum Campingplatz Cabo de Gato zurück. Gerda hat mittlerweile eine weitere Citroen-Werkstatt ausfindig gemacht, die etwas weitere südlich liegt. Sie befindet sich in der Nähe eines Campingplatzes, den Heinz und Gerda kennen. Also auf zu neuen Überraschungen! Als wir an der Stadt Motríl vorbeikommen, entdeckt Gerda ein Citroen-Schild. Wir fahren ab und siehe da, als beide Männer (Gerhard und Heinz) die Sache in die Hand nehmen, klappt es! Zwar erst im 2. Anlauf (der Werkstattmeister ist zwei Mal mit Gerhard und dem WoMo auf Probefahrt unterwegs), aber danach wird uns geholfen. Die Zahnräder des 5. Ganges sind komplett verschlissen. Das Getriebeteil wird ausgespült, zusammenmontiert und mit dem Hinweis, den 5. Gang weiterhin nicht zu benutzen, werden wir entlassen. Wir fahren zum Campingplatz, auf dem Gerda und Heinz schon auf uns warten und feiern den glücklichen Ausgang mit einer guten Flasche Rotwein.

 

Heute, Dienstag, 26.03., legen wir einen „Faulenzer-Tag“ ein. Keine Werkstätten, keine Weiterfahrt, einfach nur relaxen!!! Castillo den Ba~no besteht aus ein paar Häusern mit Ferienappartements, einem Gemischtwarenladen und einen Restaurant. Rundum befinden sich die uns schon seit gestern permanent begleitenden Plastik-Gewächshäuser. Der Campingplatz liegt sehr ruhig, aber es bläst ein scharfer Wind. Gerhards Suche nach etwas Süßem zum Kaffee ist leider nicht erfolgreich. Er probiert alternativ Flan, den spanischen (Karamell-)Pudding. Das Geschmackserlebnis hält sich aber laut seinen Aussagen in Grenzen. Ein Stück Sahnetorte wäre ihm lieber gewesen.

 

Am nächsten Morgen starten wir gegen 10:30 Uhr zum letzten Campingplatz vor der Überfahrt nach Marokko. Bei unserer Ankunft am Campingplatz Parque Tropical sind bereits einige Teilnehmer unserer Gruppenfahrt da. Bis zum frühen Abend sind wir vollzählig. Leider fängt es an zu regnen. Wir verschwinden daher alle – anders als geplant – sehr früh in unseren jeweiligen „Unterkünften“.

 

Heute geht es endlich richtig los! Zum Frühstück gibt es Nudeln mit Gulasch. Da – wie auf vielen Campingplätzen – die Versorgung mit Brötchen und Baguette erst ab 9 Uhr klappt und wir um 9:30 Uhr abfahren wollen, bleibt keine andere Wahl. Unsere Fähre wird um 14 Uhr in Spanien ablegen. Wir kommen gut auf den Straßen voran, so dass wir bereits um 11 Uhr am Buchungsbüro in Algeciras eintreffen. Zur Begrüßung erhält jedes teilnehmende Auto eine Flasche Cidre und einen Kuchen. In unmittelbarer Nähe zur Fähre gibt es einen Lidl, bei dem wir uns mit Lebensmitteln eindecken wollten. Unglücklicherweise ist der Gründonnerstag bereits ein Feiertag in Spanien, so dass alle Geschäfte geschlossen sind und der Einkauf ins Wasser fällt. Wir steuern daher alle McDonalds an, um die Zeit bis 13 Uhr zu überbrücken. Zu diesem Zeitpunkt finden wir uns wieder am Buchungsbüro ein. Der Chef persönlich fährt zum Hafen voran und weist uns den Weg. Nach diversen Kontrollen stehen wir an der Pier und warten auf unser Schiff, das gegen 15 Uhr anlegt. Zuerst muss entladen werden und dann dürfen die warten Autos an Bord. Gegen 16:30 Uhr legen wir endlich ab. Alle begeben sich zur langen Warteschlange, ausgestattet mit den von Gerda im Vorfeld verteilten und zwischenzeitlich ausgefüllten Einreiseformularen. Nachdem die Formalitäten erledigt sind, können wir uns auf dem Schiff frei bewegen. Die Hunde bleiben während der ganzen Zeit in den Autos im Bauch der Fähre. Um 18:10 Uhr (europäische Zeit) bzw. 17:10 Uhr (Marokko-Zeit) legt das Schiff in Tanger Med an. Auch hier dauert es über eine Stunde bis sämtliche Pass- und Zollkontrollen erledigt sind. Langsam wird es dunkel. Unser gebuchter Campingplatz liegt noch rd. 150 km entfernt. Wir erreichen ihn gegen 22:30 Uhr. Es gibt wahnsinnig viele Mücken!!! Ach ja: Der Wechselkurs ist etwa 1:10, wir bekommen also für einen Euro rund zehn Dirham.

 

Am Morgen, 29.03., Karfreitag, wird zunächst der Campingplatz erkundet. Er ist über und über mit wildem Rosmarin bewachsen, das jeden Ankömmling mit seinem betörenden Duft begrüßt. Aus der nahen Lagune ertönt ein Froschkonzert und die unvermeidlichen Mücken sind natürlich auch da. Die Ver- und Entsorgungsstation ist super ausgestattet. Heute geht es in die Berge. Wir fahren ohne Mittagsrast durch bis Meknes. Die Aufenthaltsdauer ist zu kurz, um essen zu gehen. Außerdem wollen wir etwas von der Stadt sehen. Bei einem gemeinsamen Café-Besuch, bei dem die eine Hälfte der Tour-Teilnehmer Capuccino und die andere Hälfte den berühmten Pfefferminz-Tee bestellt, wird der weitere Ablauf erörtert. Wir gehen in die Souks, die aber leider größtenteils geschlossen sind. Heute ist zwar Freitag, aber das ist der „Sonntag für Moslems“ und die haben heute frei! Von Meknes ausgeht es zum Riesensupermarkt Marjane, bei dem wir 45 Minuten Zeit zum Einkaufen haben. Wir erstehen unter anderem drei lecker aussehende Steaks für ca. 6 Euro. Danach fahren wir zu dem vom marokkanischen König angelegten Campingplatz in den Bergen. Es hat alles ein bisschen Disneyland-Charakter, aber der Blick ins weite Tal ist unvergleichlich schön.

 

Zum Frühstück mache ich mir die Steaks, die wir gestern gekauft haben. Sie schmecken super lecker und sind gut abgehangen. Gerhard frühstückt normal. Seine Steaks gibt es später. Das Baguette bekommen wir direkt auf dem Campingplatz. Auf der Weiterfahrt besorgt Heinz Fladenbrote für alle. Um die Mittagszeit halten wir dieses Mal an einem einheimischen Grill-Restaurant. Heinz bestellt für jeden eine Grillplatte, bestehend aus einer Art Cevapcici vom Lamm und länglichen Fleischstreifen (womöglich vom Schaf). Alle sind vom guten Geschmack begeistert. Nachdem wir alle noch mal aufgetankt haben, geht es wieder in die Berge. Dieses Mal hat die Bergfahrt den Charakter von unserer Tour in Albanien, allerding mit einer einspurigen Teerstraße. Am späten Nachmittag kommen wir an Pauls Campingplatz (Paul ist ein Freund von Heinz, ein Holländer) „Zebra“ an. Der Campingplatz ist gut ausgebaut. Wir stehen neben Hildegard und Ralf. Gerhard isst zum Nachmittagskaffee seinen Puddingkuchen aus dem Marjane-Supermarkt. Ashley will heute aus nicht erkennbaren Gründen das WoMo nicht verlassen. Sie bleibt während des ganzen Abends im Auto. Dino, Ralfs Hund, will ebenfalls im Auto bleiben. Als Schlaftrunk gibt es den Cidre von der Fährbuchung.

 

Gerda als „gute Seele“ unserer Tour erinnert mit dem Verteilen von österlichen Servietten und Zuckereiern auf unserem gemeinsamen Frühstückstisch daran, dass heute Ostersonntag ist. Nach dem Frühstück ist ein Spaziergang zum Wasserfall geplant. Gerhard hat keine Lust zum Laufen und bleibt mit Ashley am WoMo. Es ist mit 30° sehr warm und der Abstieg vom Campingplatz ins Tal dauert fast eine Stunde. Als wir unten angekommen sind, baut mein Kreislauf ab. Gerda und Arrife begleiten mich in ein Lokal, in dem ich mir einen Orangensaft bestelle. Er wird frisch gepresst geliefert. Danach trinke ich noch fast einen Liter Wasser, das sich Philipp und Arrife als Wasserversorgung für unterwegs mitgenommen haben. Ich habe dummerweise nicht daran gedacht, etwas zum Trinken mitzunehmen. Die Gruppe wartet, bis ich wieder einigermaßen fitt bin und weitergehen kann. Von dem Wasserfall, der hier unten sehr schön zu sehen ist, bekomme ich leider nicht allzu viel mit. Das ist sehr schade, denn er ist wirklich in dieser Gegend einmalig.

 

Auf der anderen Seite des Tals geht es mit Treppen wiedernach oben. Ich schaffe den Aufstieg, in dem ich drei Mal zwischendurch eine kleine Rast einlege. Oben angekommen nehme ich mir ein Taxi, das mich für ca. 2,00 € zum Campingplatz zurückfährt. Gerhard hat sich den Wasserfall während unserer Abwesenheit mit dem WoMo von oben angesehen. Er ist bereits auf dem Platz zurück, als ich mit dem Taxi eintreffe. Ashley humpelt heftig; anscheinend hat sie sich am Wasserfall ein Bein vertreten. Am Abend gibt es ein gemeinsames Abendessen, das Gerda und Heinz für uns bestellt haben. Es gibt Ziege, Hammel, Hühnchen, Couscous und jede Menge Gemüse. Ein tolles Festmahl! Hildegard fühlt sich nach dem Wandern unter der brütenden Sonne auch nicht so gut und begibt sich früh zu Bett. Mir geht es inzwischen wieder etwas besser, aber ich bleibe ebenfalls nicht mehr sehr lange an unserem gemeinsamen Tisch.

 

Heute, 01.04., Ostermontag, steht die erste komplette Off-Road-Strecke an. Wir fahren daher bereits um 9 Uhr los und werden voraussichtlich den ganzen Tag auch in den Fahrzeugen verbringen. Die umliegende Landschaft ist grandios: begrünte Berghänge wechseln sich mit schroffen Felsen ab, teilweise liegt in den Bergen des Hohen Atlas noch Schnee. Erstmals werden wir unsere „Mitbringsel“ an die einheimische Bevölkerung verteilen.

 

Das Verhalten ist in mancher Hinsicht unerwartet:

 

Glücklich drückt ein kleiner Junge das ihm aus dem Wagenfenster zugeworfene Kuschelpferdchen an seine Brust und wetzt, so schnell ihn seine kurzen Beine tragen, weg in Richtung Zuhause. Er will wahrscheinlich vermeiden, dass es ihm von den anderen Kindern weggenommen wird. Er steht bei unserer Ankunft etwas schüchtern im Hintergrund. Allem Anschein nach will er sich dem harten Konkurrenzkampf, der bei unserer Ankunft im Dorf um die einzelnen Autos herrscht, nicht stellen, weil er noch zu klein ist.

 

Als wir aussteigen, um Nachschub aus dem Kofferraum zu holen, reißen uns die Frauen, die in der Nähe beim Holz sammeln sind, fast die restlichen Tüten aus dem Auto. Eine hat bereits einen unserer Campingstühle in der Hand und lässt sich nur mit Mühe davon abbringen, ihn einfach mitzunehmen. Nur mit harschem Ton lassen sich die Frauen davon abhalten, alles, was sie im Kofferraum sehen, für sich zu beanspruchen.

 

Gerhard wird langsam müde von der langen Fahrt. Es ist schon 18 Uhr und wir sind noch nicht auf unserem Campingplatz in der Tetraschlucht angekommen. Dafür entschädigen uns auf den letzten zehn Kilometern beeindruckende Naturlandschaften auf beiden Seiten der Straße. Auf dem Campingplatz angekommen, steht als erstes Gassi gehen mit Ashley auf dem Programm. Sie ist jedoch von den fremden Gerüchen und Lauten dermaßen fasziniert, dass sie es nicht schafft, ihr Geschäft zu verrichten. Hoffentlich legt sich das noch, sonst wird es eine unruhige Nacht für uns werden. Heinz geht bei allen Teilnehmern herum und verkündet seinen Deal: in dem zum Campingplatz zugehörigen Restaurant kann jeder am Morgen für 2,50 € frühstücken gehen, inklusive sind Kaffee, Orangensaft, Brot, Butter, Marmelade und Honig. Wurst und Käse gibt es nicht, aber jeder kann seine eigenen Sachen mitbringen und dort verzehren.

 

Wir sind knapp mit Sprit, weil Heinz der Auffassung war, dass die Zusatztanks erst gefüllt werden sollten, wenn es in die Wüste geht und wir so Gewicht sparen könnten. Glücklicherweise schaffen wir es aber noch bis zur Tankstelle und machen dort die beiden Reservekanister und den Zusatztank voll, damit es diesbezüglich künftig keine Probleme mehr geben sollte. Gerhard meistert mit Bravour alle fahrtechnisch schwierigen Situationen. Heinz verfehlt eine Abzweigung (nicht überall stehen Hinweisschilder), die zu einem kilometerlangen Umweg führen. Das schlägt sich in der Fahrtzeit nieder, so dass der geplante Museumsbesuch und das Einkaufen auf dem Gemüsemarkt von Alifne ausfallen müssen. Als wir auf der gesuchten Straße ankommen, sind es noch rund eineinhalb Stunden Fahrt zum Campingplatz „Haven la Chance“ am Rande des Erg Chebbi. Wir kommen gegen 19:30 Uhr in völliger Dunkelheit an und werden auf ein bisher noch nicht befestigtes Teilstück des Campingplatzes gelotst. Heinz gefällt der Platz nicht und mit den anderen Teilnehmern fährt er zurück in den vorderen Teil des Campingplatzes. Wir haben uns im losen Sand festgefahren und beschließen daher, die Nacht allein im hinteren Teil des Campingplatzes zu verbringen. Niemand stört uns.

 

Am nächsten Morgen erhalten wir um 8 Uhr eine Brotlieferung von „vorn“. Nach dem Frühstück rücken alle Männer an, um Gerhard freizuschaufeln. Ich trete mit Ashley zu Fuß den Weg zu den Frauen an und bin noch nicht richtig dort angekommen, als Gerhard bereits mit unserem WoMo auftaucht. Es war anscheinend nicht besonders schwierig freizukommen. Heute steht Wüsten-Fahrtraining auf dem Programm. Gerda und ich beschließen, mit Ashley zusammen auf dem Campingplatz zu bleiben und nicht mit in die Wüste zu fahren. Die Gruppe will gegen 14 Uhr zurück sein, damit jeder noch ein bisschen relaxen kann. Um 16:30 Uhr wird nämlich der Aufbruch zur gebuchten Berber-Zelt-Übernachtung sein, an der Gerhard und ich wegen Ashley nicht teilnehmen können. Sie lässt sich nicht auf den Schoß nehmen, um auf einem Kamel zu reiten und der Weg führt ca. fünf Kilometer tief in die Wüste hinein. Wir bekommen daher unser „Zeltessen“ auf dem Campingplatz und werden am nächsten Morgen von den „Berbern“ gegen 9:30 Uhr abgeholt. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt …

 

Gegen 11:30 Uhr kommt ein Wind auf, der immer heftiger wird und sich langsam zu einem kleinen Sandsturm ausweitet. Gerda und ich beschließen gerade unsere Sitzplätze draußen aufzugeben und uns ins Hotel zu begeben, als die anderen vorzeitig (gegen 13 Uhr) aus der Wüste zurückkommen. Als sich der Sturm gegen 16 Uhr immer noch nicht gelegt hat, wird in einer demokratischen Abstimmung eine neue Vorgehensweise festgelegt: Der Kamelritt inkl. Berberzeltübernachtung und Essen in der Wüste fällt aus. Das Abendessen wird vor Ort im Hotel eingenommen. Weil die Temperaturen aufgrund des heißen Windes in unserem WoMo bis auf 38° gestiegen sind und es in den anderen Fahrzeugen ähnlich aussieht, beschließen alle – bis auf Hildegard und Ralf – in einem Zimmer im Hotel zu übernachten.

 

Am nächsten Morgen (Donnerstag, 04.04.) ist der Sandsturm abgeflaut. Nach dem Frühstück brechen wir in Richtung Zagora auf. Wir halten auf dem Weg dorthin bei einem Mineralienhändler, der uns im Anschluss an die getätigten Geschäfte zu einem Imbiss in seine „gute Stube“ einlädt. Wir sitzen auf dicken Teppichen auf dem Boden und lassen uns Spiegeleier, Dattelmarmelade, Brot und Olivenöl (zum Tunken) schmecken. Dazu gibt es den ortsüblichen Minztee, der mittlerweile viele Anhänger in unserer Gruppe gefunden hat. Weiter geht es – teilweise durch öde Landschaften, aber mit interessanten Bergmassiven – in Richtung Süden. Die Konturen der Berge erinnern an die „Table-Mountains“ in Arizona. Die Stadt Zaragoza überrascht uns mit ihrer Sauberkeit und den wunderschön gepflasterten Trottoirs, die sogar von den einheimischen Fußgängern genutzt werden! Die meisten Teilnehmer unserer Reisegruppe erledigen noch einen Schnelleinkauf in der Markthalle. Heinz trifft bei der Rückkehr vom Einkauf auf seinen „Leib-und-Seelen-Mechaniker“ mit seinen Jungs, den er schon seit Jahren kennt. Sie hören sofort, dass bei unserem Citroen Jumper „etwas schleift“ und vereinbaren für den nächsten Morgen einen Werkstatttermin. Weiter geht es zu unserem Campingplatz, der sich unmittelbar an einen Freilauf für Kamele anschließt. Er liegt sehr idyllisch, aber Ashley ist von den fremden Gerüchen nicht sonderlich begeistert und beschließt, an diesem Abend nicht mehr nach draußen zu gehen.

 

Beim Frühstück am Freitag (05.04.) informiert Heinz über den Verlauf der nächsten Tage. Er hat Quad fahren und Kamelreiten für alle, die wollen, organisiert. Außerdem können wir für 40 Dirham ein Turbantuch erstehen. Gerda wird einen kurzen Lehrgang zum Binden des Tuches abhalten. Für Samstagabend ist „Lamm am Spieß“ mit Couscous und Salat auf dem Campingplatz vorgesehen. Eigentlich hat Gerhard um 10 Uhr seinen Werkstatttermin, aber kurz bevor er losfährt, kommt der Werkstattchef auf den Campingplatz, um die Autos in Augenschein zu nehmen. Er entscheidet, dass unser Auto erst am Samstag um 10 Uhr zur Reparatur soll. Wir haben also einen ganzen Tag frei. Gerda widmet sich Ashley (Heinz‘ Werkstatttermin ist heute) und wir fahren mit Achim und Annette in die Innenstadt. Die beiden haben heute ihren Werkstatttermin. Direkt vor der Werkstatt findet sich ein Parkplatz. Wir steigen aus und laufen in die schräg gegenüber liegenden „Markthallen“ zum Shoppen. Wir benötigen dringend Ersatz für unseren Wasserkessel, der bereits seit einiger Zeit leckt. Nachdem wir fündig geworden sind, erstehen wir noch ein paar Tomaten, eine Melone und zwei Paprika.

 

Bei 30° im Schatten setzen wir uns in ein Straßencafé und beobachten das Treiben um uns her. Der frisch gepresste Orangensaft hat einen süßen und ausgesprochen fruchtigen Geschmack. Gerhard ist mit seinem Café noir ebenfalls sehr zufrieden. Gegen 14 Uhr nehmen wir uns ein „petit taxi“ und fahren zurück zum Campingplatz. Die Aktion kostet 20 Dirham (rd. 2,00 €). Den Rest des Tages verbringen wir mit Faulenzen auf dem Campingplatz. Ariffé, Manu und Hildegard haben einen Kamelritt gebucht und werden um 16 Uhr von den Kamelen am Platz abgeholt. Ashley sind die Paarhufer nicht ganz geheuer. Sie verkriecht sich vorsichtshalber unter unserem WoMo.

 

Am nächsten Morgen fährt Gerhard um 9:45 Uhr zur Werkstatt. Ashley und ich bleiben auf dem Campingplatz. Da mittlerweile alle Fahrzeuge – mit Ausnahme von Klaus‘ Defender – repariert sind, sind alle mehr oder weniger unterwegs. Ich bin also mehr oder weniger allein im Camp. Ich vertreibe mir die Zeit mit Socken stricken. Gegen 16:30 Uhr kommt Gerhard zurück. Er strahlt übers ganze Gesicht, weil er ein „Aufhaltesystem“ für die Heckklappe bekommen hat (zwar etwas marokkanisch angehaucht, aber es funktioniert!).

 

Abends findet das versprochene Lammessen statt – ein Genuss für alle! Wolfgang wird zum „Fleisch-verteiler „ auserkoren und schneidet mit seinem scharfen Metzgermesser saftige Stücke vom „Lamm am Stück“. Die beiden Fleischteller, die anschließend dampfend vor uns stehen, sind kaum zu schaffen. Vom Couscous ist noch reichlich übrig. Es war alles sehr gut, aber auch sehr reichlich. Gegen 21:30 Uhr gehe ich Richtung WoMo, Gerhard folgt kurz danach.

 

Heute ist Sonntag (07.04.) und es geht in die Wüste. Wir sind alle aufgeregt, ob des Abenteuers, das jetzt auf uns zukommt. Es ist geplant, dass wir nur das erste Teil de Tour mitfahren und danach kehrt machen. Heinz war der Meinung, dass für die Weiterfahrt durch den anschließend tieferen Sand unser Jumper nicht geeignet sei. Am Dienstagabend wollen wir uns mit der Gruppe auf dem Campingplatz von Agdz (gesprochen: Agdess) wieder treffen.

 

Heinz schlägt uns zwei Routen vor: 1. Fahrt durch das Draa-Tal, 2. Fahrt durch das Gebirge. Wir hatten uns im Vorfeld Reiseunterlagen vom ADAC zuschicken lassen. Dort hatte ich entdeckt, dass montags ein bekannter Souk im Draa-Tal in Tin-Zouline stattfindet. Den wollen wir uns nicht entgehen lassen und entscheiden uns daher für diese Tour. Zunächst geht es aber noch rd. 60 km von Zagora nach B’l Hamid, wo die Wüstentour beginnt. Nachdem wir schon etliche km in der Wüste unterwegs sind, kracht es im Koffer von Balu, so dass Wolfgang und Manu ihrem Fahrzeug nicht ggf. weitere Komplikationen zumuten und daher die Wüstenfahrt abbrechen wollen. Obwohl bei uns alles ok ist und der Jumper noch gut vorwärts kommt (Gerhard wäre gerne noch weiter in die Wüste gefahren), beschließen wir, ab hier ebenfalls zurückzufahren und die beiden nicht allein zu lassen. Da es durch den vorzeitigen Abbruch noch recht früh am Tag ist, fahren wir nicht – wie geplant – auf den Campingplatz von B’l Hamid, sondern fahren zurück nach Zagora. Manu und Wolfgang wollen vor der Weiterfahrt noch einmal zu Ali, um das Fahrzeug checken zu lassen.

 

Nach einer sehr ruhigen Nacht (außer uns waren nur noch zwei weitere WoMos da), brechen wir gut gestärkt in Richtung Alis Werkstatt auf. Das Brot wurde – wie auch die vergangenen Tage – von dem Campingplatzbetreiber geliefert, so dass wir uns keine Gedanken ums Frühstück zu machen brauchten. Balu konnte bei Ali schnell geholfen werden. Bereits nach weniger als einer Stunde konnten wir losfahren. Dafür geht uns langsam das Gas aus (der Absorber-Kühlschrank „frisst“ bei den heißen Temperaturen Unmengen an Gas und kühlt doch nicht richtig), aber wir finden unterwegs eine Möglichkeit, unseren Gas-Vorrat zu ergänzen.

 

Auf der Fahrt nach Agdz haben wir etwas Probleme, unseren jeweiligen Standort auszumachen, weil das Navi andere Ortsbezeichnungen hat als die Landkarte und Ortsschilder nur sehr sporadisch existieren. Tin-Zouline hat aber ein Ortsschild, so dass wir zumindest mal wissen, dass wir am richtigen Ort sind. Von einem Souk ist allerdings weit und breit keine Spur zu sehen. Nachfragen führen auch nicht zum gewünschten Erfolg. Also steuern wir das nächste Ziel auf der Landkarte, Ouarzazate, an. Wir wollen uns die Stadt anschauen und ggf. einkaufen, wenn sich passende Möglichkeiten ergeben. Außerdem sollen sich dort Aufbauten zum Dreh von „Krieg der Sterne“ befinden. Wir finden das zugehörige Museum auf Anhieb, aber das in unmittelbarer Nähe gelegene Restaurant reizt uns mehr.

 

Das Restaurant erstreckt sich über mehrere Etagen und auf einem der ausladenden Balkone lassen wir uns im Schatten nieder. Das Essen ist hervorragend und mit rd. 6,00 € pro Person wieder mal ausnehmend günstig. Anschließend laufen wir durch verwinkelte Gässchen und finden auch tatsächlich eine „Einkaufsstraße“. Manu und Wolfgang erstehen Lampen, und wir kaufen eine Rucksack-Tasche. Das Museum hat noch geschlossen, als wir aus der Stadt rausfahren. Dabei treffen wir auf einen Campingplatz, der uns so gut gefällt, dass wir beschließen, die Nacht dort zu verbringen. Eine super Idee, wie sich herausstellt – wir schlafen alle bestens!

 

Am Dienstag (09.04.) starten wir von unserem Campingplatz in Ouarzazate aus Richtung Agdz. Die Übernachtung kostet inkl. Strom rd. 10,00 €. In diesem Preis sind zwei Brote enthalten, die uns vom Campingplatzbetreiber morgens persönlich überbracht werden. Gegen 12 Uhr kommen wir in Agdz an. Nachdem wir uns gestärkt haben (Manu und Wolfgang mit Erbsensuppe, bei uns gab es Hühnertopf mit Nudeln), ist Warten angesagt. Wir vertreiben uns die Zeit mit Lesen. Gegen 17 Uhr kommt die „Wüstengruppe“ an und hat viel zu erzählen. Mit Ausnahme von Philipp und Heinz sind alle mal im Sand stecken geblieben und mussten frei geschaufelt werden. Die „Rettungen“ wurden jedoch von den einzelnen Teams gut bewerkstelligt und die Autos sind auch alle heil geblieben. Am späten Abend gehen wir auseinander.

 

Heute (10.04.) geht es zu einer der größten Städte des Landes, nach Marrakesch. Wir fahren über Ouarzazate, die Route, die wir von gestern bereits kennen. Unterwegs machen wir einen Abstecher nach Ait-Ben Haddou (Weltkulturerbe). Um dorthin zu gelangen, muss ein Bach/Fluss überquert werden, was bisher nur über Sandsäcke, die im Flussbett gelagert wurden, möglich war. Nachdem die Sandsäcke durch eine Brücke „ergänzt“ wurden, gibt es aktuell einen Streit, ob die Kasbah-Stadt weiterhin als Weltkulturerbe geführt werden soll. Uns gefällt jedenfalls die tolle Aussicht und nach einer kurzen Rast geht es weiter über mehrere Pässe Richtung Campingplatz.

 

Gegen 14 Uhr machen wir in den Bergen auf nassem Gras Mittagspause. Auch hier sind wieder etliche Anbieter von Souvenirs (Ketten, Fossilien) unterwegs und mit ihren Offerten recht hartnäckig. Als wir nach dem Essen starten wollen, drehen die Räder auf dem feuchten Untergrund durch, aber dank Allrad können wir uns selbst „befreien“. Ab hier geht es in straffem Tempo Richtung Marjane, unserem Campingplatz in Marrakesch. In der Stadt touchieren wir leicht einen PKW, der ohne Rücksicht auf Verluste versucht, vor uns in die Schlange zu kommen. Wir besuchen einen großen Supermarkt, in dem alle noch einmal ihre Vorräte auffüllen. Nach dem Einkauf führt uns Heinz durch das inzwischen dämmrige Marrakesch zu einem Parkplatz in der Nähe des Gauklerplatzes Dejmaa-el-Fuaa.

 

Dort haben wir in einem Restaurant auf der Dachterrasse einen genialen Blick auf den Platz. Die 14-Tage-Teilnehmer werden heute verabschiedet. Ashley findet das Ambiente auf dem Gauklerplatz nicht besonders toll, aber in dem Lokal kann sie wieder entspannen. Heinz hat einen langen Tisch für uns ergattert/reserviert. Nach der Vorspeise (Salade marocaine und Harira, der traditionellen Kichererbsensuppe) kann sich jeder ein Hauptgericht auswählen. Das Essen ist das schlechteste, das wir bisher in Marokko hatten. Unsere Gastgeber, Gerda und Heinz, sind ebenfalls enttäuscht von der Qualität, zumal sie in den vergangenen Jahren gute Erfahrungen mit diesem Lokal gesammelt hatten.

 

Bei der nächtlichen Fahrt durch Marrakesch verlieren wir Philipp, der aber den Campingplatz letztendlich auch allein findet. Er kommt nur wenige Minuten nach uns an. Es gibt ein wenig Chaos, bis jeder seinen Platz in der Dunkelheit gefunden hat. Unser Nachbar, ein Franzose, meint, bis nachts um 0:30 Uhr die Musik auf Zimmerlautstärke laufen zu lassen, so dass vorher an Schlaf kaum zu denken ist.

 

Am Donnerstag (11.04.) erhalten wir als erste Nachricht, dass in der Zeit von 8 bis 14 Uhr kein Strom vorhanden ist. Die angegebene Zeit wird jedoch etwas unterschritten und wir können bereits ab 13:30 Uhr unseren Kühlschrank wieder anschließen. Bei den heißen Temperaturen funktioniert der Strom besser als das Gas, d. h. mit Gas sind im Kühlschrank etwa 8° unter der Außentemperatur, während dessen mit Strom die Innentemperatur im Kühlschrank bei etwa 10° bis 12° liegt.

 

Gerda erklärt sich bereit, auf Ashley aufzupassen, so dass wir mit einem Taxi (die keine Hunde mitnehmen) in die Stadt fahren können. An der Rezeption bestellen wir also für 15 Uhr ein Taxi, dass uns für 60 Dirham vom Campingplatz nach Marrakesch bringt. Ralf und Hildegard wollen uns begleiten; sie möchten sich ebenfalls die Souks ansehen. Wir entdecken gleich zu Beginn auf dem Gauklerplatz süße Plüschkamele für die Enkelkinder, die wir auf dem Rückweg vor dem Nachhausegehen mitnehmen wollen, da sie uns jetzt auf unserem Streifzug durch die schmalen Gassen in den Souks behindern würden.

 

Gerda hat uns vor der Abfahrt noch mit dem Ratschlag versehen, in den Souks nicht zu handeln, da es sich nicht lohnen würde. Der nächste Tourist zahle den geforderten Preis und der Händler sei daher nicht gewillt, im Preis nachzugeben. In den Souks findet sich ein buntes Gemisch von Hänlern, Kunden und natürlich den unvermeidlichen MoFas, die mit unverminderter Geschwindigkeit durch die engen Gässchen der Souks rasen. Als wir gegen 18 Uhr aus den Souks kommen und uns wieder auf dem Gauklerplatz einfinden, haben die Händler der Plüschkamele den mobilen Garküchen Platz gemacht. Auch hier denken wir an Gerda zurück, die uns darauf hinwies, sofort den Kauf zu tätigen, wenn uns etwas gefiele. Meist würde sich etwas Vergleichbares nicht mehr finden oder es sei nicht mehr da. Wie wahr!

 

Auf der Hinfahrt haben wir mit dem Fahrer den Treffpunkt und die Uhrzeit für die Rückfahrt vereinbart. Es klappt wunderbar, er steht pünktlich mit seinem Taxi zur Abfahrt bereit. Auf dem Campingplatz werden wir von Ashley schon sehnsüchtig erwartet. Heute Abend schauen wir uns eine DVD aus der Jules-Verne-Edition an, die Gerhard vor der Marokkofahrt erworben hat. Sie erfüllt nicht unsere Erwartungen. Es handelt sich um eine Billig-Produktion von unbekannten Filmen, „Kapitän Nemo“ ist z. B. gar nicht dabei.

  

Ab heute (Freitag, 12.04.) sind wir allein mit Gerda und Heinz unterwegs und fahren ins Ourik-Tal. Die anderen Teilnehmer sind alle auf dem Rückreiseweg. Auch Ralf und Hildegard, die eigentlich drei Wochen mitfahren wollten, haben sich ausgeklinkt. Es ist ein wunderschönes „One-Way“-Tal mit grandiosen Landschaften und Ausblicken. Es ist viel Verkehr, aber wir haben trotzdem unseren Spaß. Gerhard ist insbesondere von den engen Straßen begeistert, die viel fahrerisches Können abverlangen. Seine Fahrkunst wird extrem auf die Probe gestellt, als wir zur Rückfahrt auf der schmalen Straße drehen müssen. Ein Dutzend Marokkaner bieten ihre Hilfe an. Alle wollen als „Einweiser“ den Wendevorgang unterstützen und sind dabei öfters hinderlich als hilfreich, weil sie unterschiedliche Anweisungen geben. Aber Gerhard schafft es mit Bravour, das WoMo zu wenden, damit wir zurückfahren können.   

Wir halten an einem netten Restaurant, das wir schon auf der Hinfahrt entdeckt haben, um zu essen. Wir bestellend das Tagesmenü (Salade maroccaine und Taijine mit Rindfleisch). Es schmeckt superlecker und wir kehren gut gestärkt in unsere Autos zurück. Als Rückweg zum Campingplatz wählt Heinz dieses Mal die „bessere-Hotel“-Route. Sie führt an mehreren 5-Sterne Hotels sowie dem im Bau befindlichen Formel-1-Stadion vorbei. Der Mittelstreifen des Boulevards ist wunderschön mit Rosenbüschen und Springbrunnen angelegt. Es gibt also auch Prachtstraßen in Marrakesch!

 

Heute fährt Heinz mit Gerda zurück nach Zagora, um die Heizung reparieren zu lassen, die in der letzten Woche zu Bruch ging. Morgen wollen wir uns mit den beiden auf dem Campingplatz in Taliouine treffen. Wir sollen schon mal auf der eigentlich geplanten Strecke vorfahren und dann zwei Nächte auf diesem Campingplatz genießen. Gegen 11:30 Uhr starten wir. Ich hätte gerne noch in der Marjane eingekauft, aber mit dem straffen Fahrplan, den Heinz für uns zusammengestellt hat, ist ein weitere Zeitverzögerung nicht drin. Die Alternative wäre gewesen, früher loszufahren, aber hier bin ich an Gerhard gescheitert …

In der Stadt Marrakesch verpassen wir die geplante Abfahrt nach Tarandoute und müssen über ca. 12 km Schotterpiste fahren, um dann wieder auf die eigentliche Teerstraße zu gelangen. Ein weiterer Zeitverlust, der es uns nicht mal ermöglicht, für einen Kaffee anzuhalten. Wir genehmigen uns lediglich einen Tankstopp, an dem ich die letzten Kinderspielzeuge, die noch an Bord sind, verschenke. Es ist eine Ein-Mann-Tankstelle in den Bergen und Kaffee gibt es dort leider nicht. Von hier sind es noch rund 60 km ins Tal auf eine „größere“ Straße. Wir benötigen drei Stunden für die Distanz, fahren also mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 Stundenkilometern. Die Piste in den Bergen war zwar geteert, aber durch die vielen Kehren und unzähligen Schlaglöcher nur mit Vorsicht zu befahren. Allerdings bieten sich uns auf der Fahrt grandiose Ausblicke und so gut wie keine Touristen. Es begegnen uns lediglich drei ausländische Fahrzeuge (Franzosen, die ihren Osterurlaub in Marokko verbringen). Möglicherweise wurden die Touris aber auch vor den besonderen Straßenverhältnissen gewarnt und haben deshalb von der Nutzung dieses Gebirgstrails abgesehen. Gegen 18.30 Uhr erreichen wir den geplanten Campingplatz Toubkal in Taliouine, wo wir sehr nett empfangen werden.

 

Der Sonntag (14.04.) ist unser Ausruh- und Entspannnungstag. Wir warten auf Heinz und Gerda, die gegen 20:30 Uhr eintrudeln. Wir haben heute lediglich den Campingplatz näher in Augenschein genommen. Bei der Besichtigung des zugehörigen Restaurants wurden wir von den dort anwesenden marokkanischen Gästen auf ein Glas Minztee eingeladen. Gastfreundschaft wird in Marokko immer groß geschrieben!

Es geht weiter nach Tafraoute. Die Fahrt führt durch den Anti-Atlas und ist insbesondere im letzten Teil, dem Tal der Ammeln, sehr abwechselungsreich. Bei den dort ansässigen Stämmen arbeiten die Männer vorwiegend im Ausland und das dort verdiente Geld wird anschließend zu Hause investiert. Die Dörfer machen daher einen wohlhabenden und sauberen Eindruck. Der Campingplatz liegt am Ende von Tafraoute, etwas außerhalb. Außer uns ist nur noch ein weiterer Gast mit einem WoMo da.

 

Vor der Abfahrt nach Agadir am Dienstag, 16.04., halten wir noch einmal an einer Werkstatt in Tafraoute, weil Heinz‘ Auto – trotz Zwischenstopp in der Werkstatt in Zagora vor zwei Tagen – erneut kaputt gegangen ist. Die Testfahrt nach der Reparatur wird vom Werkstattchef persönlich begleitet. Auf der Strecke kommt es zu einer brenzligen Situation, bei der ein entgegenkommendes und unser WoMo auf der schmalen Straße beinahe einander touchieren. Wir erhalten tatkräftige Unterstützung von nachfolgenden Autofahrern, denen es gelingt, mit Zurufen und Armbewegungen an die Fahrzeugführer der „verkeilten“ Autos, die beiden „Kontrahenten“ wieder auseinander zu dividieren und in die richtige Richtung zu lenken. Die Weiterfahrt danach verläuft problemlos – trotz der schmalen Straßen.

Als Agadir in Sicht kommt (bzw. kommen soll), herrscht Nebel, der von den Bergen ins Tal hinunter steigt. Es lassen sich nur Fragmente der Stadt erkennen. Gerda und Heinz haben das in den vielen Jahren, die sie schon nach Marokko reisen, noch nie erlebt. Wir sehen von Agadir also nicht sehr viel bei der Anfahrt, auch die Hafenanlagen sind im Nebel verschwunden. Wir fahren durch das „Bananendorf“ und das von jungen Leuten gerne genutzte „Surf-Village“, um nach weiteren 30 km unseren in den Außenbezirken von Agadir gelegenen Campingplatz zu erreichen.

 

Heute ist Relaxen auf dem Campingplatz angesagt. Es kommt immer wieder mal ein „fliegender Händler“ am Stellplatz vorbei, um seine Schätze anzubieten. Rashid verpasst unserem WoMo für 120,00 Euro einen „Beduinen-Touch“ (Wüstenbild auf einer Kabinenseite). Er hat in Deutschland Kunst studiert und sein Atelier direkt am Eingang des Campingplatzes aufgeschlagen. Abdullah verkauft uns eine Berberdecke (20,00 Euro), die wir als Souvenir mit nach Deutschland nehmen werden. Das Wetter hat sich nicht verändert, der merkwürdige Nebel hält auch tagsüber an.

 

Am Donnerstag, 18.04., lässt uns die Begrüßung „Na, du alter Schlawiner, bist du auch wieder da?“ aufhorchen. Wir meinten, sie sei an Heinz gerichtet, der auf dem Stellplatz neben uns steht, aber nein: Sie gilt uns! Ein Einheimischer kommt auf uns zu und will uns seine Dienste zum Ausbessern des Lacks der Motorhaube anbieten. „Gutt Preis, best Preis, Spezial-Arme-Schlucker-Preis“! Seine drollige Ausdrucksweise bringt uns zum Lachen, aber sein Angebot möchten wir trotzdem nicht annehmen.

 

Die Marokkaner sind durchweg sprachbegabt. Der oben geschilderte Empfang hat sich in der Vergangenheit wohl häufig so abgespielt und der Marokkaner hat sich die „deutsche Begrüßungsformel“ gemerkt. Da sein Angebot wahrscheinlich meist mit dem Hinweis „ich bin ein armer Schlucker, ich kann mir das nicht leisten“ abgelehnt wurde, macht er uns sofort auf sein „supergünstiges Spezial-Angebot“ aufmerksam, das auch für „arme Schlucker“ attraktiv ist. Heinz lässt sich zum „Spezialpreis“ ein Rostloch ausbessern und der geschäftstüchtige Anbieter zieht hoch befriedigt ab. Abdullah bringt später Kaschmirdecken (40,00 Euro) vorbei. Wir decken uns ein und bezahlen in Euro. Dirham will mittlerweile niemand mehr. Unser Vorrat an deutschem Bargeld erschöpft sich langsam.

 

Am Abend ist unser Abschiedsessen mit Daily Adventure. Heinz hat einen Tisch im Aqua-Parc-Restaurant gegenüber des Campingplatzes reserviert. Es gibt Fisch und der schmeckt super lecker. Ich habe zwar heute etwas Magenprobleme und lasse daher den 1. Gang (salad maroccaine) und den 4. Gang (Karamellpudding) ausfallen, aber beim 2. Gang (Harira = klassische marokkanische Suppe) und dem 3. Gang (Fischplatte) beteilige ich mich nach Kräften. Allerdings verzichte ich auf die servierten Pommes und bediene mich lieber an dem ebenfalls dazu gereichten frischen Fladenbrot.

 

Am Freitag, 19.04., nehmen wir Abschied von unseren beiden Guides. Ab heute sind wir allein unterwegs. Gerda und Heinz führen uns noch zum „Uniprix“-Laden in Agadir, wo noch die letzten Souvenirs erstanden werden. Dann trennen sich unsere Wege. Wir starten durch zur Autobahn in Richtung Marrakesch. Für die Nacht ist ein Zwischenstopp auf dem dortigen Campingplatz bei der Weiterfahrt zur Fähre nach Tanger Med geplant. Das Wetter hat sich weiter gebessert und als wir in Agadir den Berg erklimmen, haben wir heute eine gute Aussicht auf die Stadt und ihre Hafenanlagen. Der Nebel hat sich auf das Meer hinausgezogen.

 

Wir kommen gegen 16:30 Uhr auf dem Campingplatz in Marrakesch an, den wir auf Anhieb wiedergefunden haben. Gerhard baut Tisch und Stühle auf, und ich weihe den neuen Schnellkochtopf ein. Es gibt Gulasch und Nudeln. Danach nutzen wir den Swimming-Pool. Bei 30° im Schatten eine erfrischende Abkühlung. Auch Ashley wird nach unserer Rückkehr mit dem Gartenschlauch „erfrischt“. Zuerst hat sie etwas Angst vor dem Wasserstrahl, aber nach ein paar Sekunden lässt sie sich die Dusche begeistert gefallen. Wir rufen noch unseren Freund Matthias an und gratulieren ihm zum Geburtstag. Danach geht es ins WoMo zu „Harry Potter und der Feuerkelch“, das wir uns auf dem Videorecorder ansehen. Gott sei Dank gibt es etwas Durchzug durch die allseits geöffneten Fenster. Die Nacht bleibt heiß. Wir finden erst gegen Morgen etwas Schlaf, als es etwas abkühlt.

 

Nach einem guten Frühstück mit Spiegeleiern und Speck machen wir uns auf in Richtung Autobahn. Gerhards Annahme, dass es nur noch 300 km bis zur Fähre sein sollten, stellte sich als falsch heraus. Wir müssen noch 600 km weit fahren. Aber da wir jetzt nur noch Autobahn fahren, geht es auch zügig vorwärts. In Rabat halten wir noch einmal bei der Marjane an, um uns mit Lebensmitteln einzudecken und etwas Geld abzuheben, weil das marokkanische Geld weitestgehend aufgebraucht ist. Auf dem letzten Autobahn-Rastplatz vor der Fähre (es sind noch ca. 30 km bis zum Hafen von Tanger Med) finden wir einen sehr unruhigen Schlafplatz. Fünf WoMos aus Frankreich haben sich diese Stelle ebenfalls zum Nächtigen ausgesucht und stehen neben uns. Es ist die ganze Nacht über sehr viel Verkehr und die kurzen Schlafphasen sind nicht wirklich erholsam.

 

Heute, 21.04., ist Gerhards Geburtstag und der Tag der Fährüberfahrt. Sie fährt später ab, als am Schalter mit 9:00 Uhr ausgewiesen, aber früher, als auf dem Plan, den wir bei der Hinfahrt erhalten haben (dort ist 10:00 Uhr angegeben). Sie legt gegen 9:45 Uhr ab. Das hat für uns den Vorteil, dass wir Spanien relativ früh erreichen bei einer Fahrtzeit von zwei Stunden und einer Zeitverschiebung von ebenfalls zwei Stunden. Gegen 14:00 Uhr sind wir auf dem Festland und können Richtung Heimat starten. Wir übernachten auf dem Campingplatz Don Cactus in Motril.

 

Wir kommen am nächsten Morgen erst gegen 10:00 Uhr weg, weil der Supermarkt, in dem wir frisches Brot holen möchten, erst um 9:00 Uhr öffnet. Alles in allem kommen wir gut voran und halten gegen 15:00 Uhr bei Torreveja bei McDonalds. Beim Losfahren ruckelt unser WoMo und wir schaffen es gerade noch bis zu einem Bosch-Dienst (Autotorrev). Wir geben das Auto dort ab und sollen in zwei Stunden wiederkommen. Die Wartezeit verbringen wir an der Strandpromenade und essen dort die bisher beste Paella unseres Lebens. Das Restaurant existiert seit 1973 und das Essen ist wirklich super. Ich habe als Vorspeise eine Muschelsuppe bestellt und Gerhard frittierte Tintenfischringe. Zum Nachtisch gibt es Kaffee bzw. Eis. Das 3-Gang-Menü kostet pro Person 9,95 Euro.

 

Beschwingt treten wir den Weg zur Werkstatt an, um hart auf dem Boden der Tatsachen zu landen. Die Einspritzpumpe und alle vier Einspritzdüsen sind defekt  – eine Reparatur von rd. 3.800,00 €. Am Mittwoch um 12 Uhr wird das Auto fertig sein. Jetzt müssen wir für die Wartezeit eine Unterkunft organisieren. Gar nicht so einfach mit Ashley als Anhang! Wir entschließen uns, in einem 5-Sterne-Campingplatz einen Bungalow anzumieten, in dem auch Hunde zugelassen sind. Ein Taxi bringt uns zum Marjal-Ressort bei Torreveja. Als wir ankommen, wird unser Bungalow noch gereinigt. Gegen 21 Uhr können wir endlich einziehen. In unserer neuen Unterkunft ist es höllisch kalt!

 

Am Dienstag, 23.04., kann ich meiner Tochter Vicky nur eine kurze SMS zum Geburtstag schicken. Wir müssen den Akku des Handys schonen, der nur im WoMo aufgeladen werden kann. Außerdem muss ich mit Matthias eine Blitzgiroüberweisung an die Werkstatt tätigen, damit wir Morgen unser Auto auch abholen können. Es scheint alles zu klappen. Das Wetter ist schön, die Sonne scheint, aber es ist sehr windig. Morgens und abends ist es draußen eisig. Ich nutze nach dem Abendspaziergang mit Ashley die Badewanne im Bungalow, um mich ein bisschen aufzuwärmen. Zum Abendessen holt Gerhard ein paar Tapas aus dem Campingplatzrestaurant, die wir in unserer Behausung verzehren.

 

Bis 11 Uhr des nächsten Tages erhalten wir keinen Anruf. Folglich sollte die Reparatur und die Geldüberweisung geklappt haben. Die Taxiorganisation mit Hund zur Werkstatt erweist sich dieses Mal etwas schwierig, weil die Campingplatzangestellte anscheinend große Angst vor Ashley hat und dies bei ihrer Taxi-Bestellung auch dem Taxiunternehmer gegenüber kundtut. Nach etlichem Hin und Her klappt es aber doch und wir sehen bei der Anfahrt unser WoMo bereits vor der Werkstatt stehen. Die Abholung ist kein Problem, weil der Geldtransfer dank Matthias‘ Hilfe großartig funktioniert hat. 

Wir fahren heute bis 20 Uhr, um Strecke zu machen und halten nachts auf dem Campingplatz Torre de la Mora bei Tarragona. Gerhard ist von dem Campingplatz begeistert und mit unserer ACSI-Card zahlen wir für die Nacht nur 17 Euro (inkl. 1,00 € Kurtaxe pro Person).

 

Am Donnerstag, 25.04., starten wir bereits gegen 9:30 Uhr. Wir sind voller Elan und Begeisterung, dass unser WoMo wieder problemlos läuft. Die Freude dauert bis kurz vor Nimes, als die gleichen Symptome – wie gehabt – auftreten. Die Citroen-Assistance erklärt uns, dass wir keine Garantie haben, weil wir die Wartungen nicht in einer Vertragswerkstatt haben durchführen lassen, nennt uns aber zwei Adressen in der näheren Umgebung. Eine davon können wir nicht in unser Navi eingeben, wahrscheinlich ist die Straße in der „groben“ Frankreich-Software nicht enthalten. Die zweite Adresse entpuppt sich als „Blindgänger“; dort gibt es keine Citroen-Werkstatt mehr. Nach einigen Nachfragen bei diversen Spaziergängern erhalten wir am Bahnhof Hilfe. Ein junger Mann kann uns auf dem Navi zeigen, wo die Citroen-Werkstatt hingezogen ist. Als wir endlich dort ankommen ist es 17:30 Uhr. Ein Techniker liest mit einem Service-Laptop die Daten aus und nach einigem Hin und Her mit seinem Chef wird uns klar, dass die beiden nicht wissen, um welchen Fehler es sich handelt. Sie geben uns die Adresse einer weiteren Citroen-Niederlassung in Nimes, die viel größer sei und uns bestimmt weiterhelfen könne. Unsere Bitte, uns dort telefonisch zu avisieren, wird mit dem Hinweis abgelehnt, dass man dort niemanden kenne.

 

Kurz vor 18 Uhr treffen wir ein. Uns wird erklärt, dass die Werkstatt schon zu und nur noch der Verkauf offen sei. Wir erhalten jedoch die Nummer des französischen Pannennotdienstes, der sich kümmern werde. Dort wird zwar nur französisch gesprochen, aber es wird schnell klar, dass der Notruf nur bei Pannen und zum Abschleppen dient. Abgeschleppt werden müssen wir nicht, wir stehen ja direkt vor der Werkstatt. Also gehen wir zum Verkaufsschalter und versuchen, für den nächsten Tag einen Diagnosetermin in der Werkstatt klarzumachen. Dies wird mit der Begründung abgelehnt, dass zwei Leute krank und einige in Urlaub seien. Uns wird der Freitag kommender Woche in Aussicht gestellt (also über eine Woche Aufenthalt!), was wir dankend ablehnen. Netterweise erhalten wir aber die Adresse der Citroen-Niderlassung in Montpellier (ca. 50 km zurück in Richtung Spanien), die uns möglicherweise weiterhelfen könne. Das ist für uns keine Option sondern eher eine Zumutung.

 

Wir rufen jetzt die Bosch-Assistance an, weil der Einbau der Einspritzpumpe und –düsen durch den Bosch-Dienst in Spanien verbockt wurde. Dort wird uns erklärt, dass anfallende Transport- und Übernachtungskosten nur übernommen werden, wenn wir auf der Straße liegen bleiben und abgeschleppt werden müssen. Wenn wir aus eigener Kraft zur Werkstatt fahren können (auch wenn die, wie in unserem Fall, an diesem Abend schon geschlossen hat), greift die Garantie-Versicherung nicht. Uns wird die Adresse einer Autowerkstätte in Nimes genannt, zu der wir uns auf den Weg machen. Wir fahren fast vorbei, weil das Firmenschild schon sehr verblasst und kaum noch leserlich ist. Außerdem ist es mittlerweile dunkel geworden. Es handelt sich aber anscheinend um eine Citroen-Niederlassung, die auch andere Marken repariert. Wir vergewissern uns noch einmal bei der Bosch-Assistance, dass die Adresse korrekt ist, weil nirgends etwas von „Bosch-Dienst“ erkennbar ist und lediglich das Citroen-Schild auf eine Werkstatt hinweist. Nachdem uns bestätigt wurde, dass wir „richtig“ sind, parken wir auf dem freien Gelände vor der Werkstatt. Leider führt eine stark befahrene Straße an der Werkstatt vorbei, so dass es absehbar ist, dass die Nacht recht unruhig werden wird.

 

Heute ist Freitag, der 26.04. Lt. Aushang öffnet die Werkstatt um 8 Uhr, um 7:30 Uhr knüpfen wir die ersten Kontakte, um 8:10 Uhr beschäftigt sich bereits ein Mechaniker mit dem Auslesen der Daten. Die Leute sind freundlich und kompetent. Es stellt sich heraus, dass die Steckverbinder von den Kabeln zu den Einspritzdüsen – weil noch neu – ziemlich starr sind, bei Fahrbannschwellen verrutschen können und damit die Verbindung zur Dieselzufuhr unterbrechen. Diese Fahrbannschwellen sind sehr häufig in Spanien und Frankreich abseits von den Autobahnen auf der Fahrbahn anzutreffen. Mit einer Rohrzange klemmt der Mechaniker die Verbindungen einzeln behutsam etwas zusammen und siehe da – sofort sind bei allen vier Einspritzdüsen die Fehlermeldungen verschwunden. Wir sind überglücklich! Unsere Frage nach der Rechnung wird lächelnd abgelehnt. Das sei Service und kostenfrei! Wir spendieren dem Werkstattteam 50,00 € für ein Bier nach der Arbeit und brechen sofort auf.

 

Um 9 Uhr befinden wir uns bereits auf der Autobahn Richtung Lyon. In Lyon war ein Unfall, der einen Stau verursachte, so dass wir fast eine komplette Stunde verlieren. Auch das Wetter spielt nicht mit: waren es am Anfang des Tages nur Schauer, regnet es jetzt um die Mittagszeit ununterbrochen in Strömen. Wir stehen kurz vor Mühlhausen nochmals im Stau, so dass wir den anvisierten Campingplatz in Freiburg Nord (Tunisee-Campingplatz) erst gegen 19:30 Uhr erreichen. Wir erhalten einen wunderschönen Stellplatz direkt am See. Leider können wir den Seeblick aufgrund der fortschreitenden Dunkelheit nicht so richtig genießen. Wir gehen zum Essen ins Campingplatz-Restaurant und bestellen die Brötchen für den nächsten Tag. Nach der Rückkehr ins WoMo schauen wir uns noch ein Video an, ehe wir zu Bett gehen.

 

Vor dem Frühstück am nächsten Tag muss noch die Toilette geleert werden, weil wir das gestern Abend nicht mehr geschafft haben. Danach geht Gerhard mit Ashley eine kleine Runde und bringt auf dem Rückweg die Brötchen mit. Ich habe mittlerweile den Frühstückstisch gedeckt. Wir versuchen, die offenen Vorräte aufzubrauchen, denn heute ist unser letzter Tag „an Bord“. Um 10 Uhr geht es los Richtung Hattersheim, wo wir gegen 18 Uhr ankommen. Eine spannende Fahrt, mit vielen neuen Eindrücken und zahlreichen Gelegenheiten Land und Leuten näherzukommen, ist zu Ende.