Testfahrten mit dem soweit fertigen Steyr
Karfreitag, 30.03.2018
Endlich ist es soweit! Nachdem bei zwei Anläufen zur ersten Tour mit dem „Großen“ beim ersten Mal der Anlasser erneuert und beim zweiten Mal die Heizung zum Laufen gebracht werden musste, kann es heute endlich, wenn auch etwas verspätet, losgehen. Gestern Abend haben wir schon den Großteil in unser WoMo eingeräumt, so dass heute nur noch vorwiegend die frischen Sachen aus dem Kühlschrank verstaut werden müssen.
Gerhard möchte mir mit dieser Fahrt einen Kindheitstraum erfüllen. Eines meiner ersten Bücher war „Jan und das Wildpferd“ von Heinrich M. Denneborg. Es erzählt die Geschichte von Jan, einem kleinen Jungen und seinem (per Los gewonnenen) Pferd Balthasar, einem Wildpferd aus dem Merfelder Bruch bei Dülmen in Westfalen. Wir starten daher Richtung Dülmen, damit ich mir, nach dem ersten Entstehen des Wunsches im Jahr 1962, den Merfelder Bruch mit seiner Wildpferde-Herde im Original endlich in 2018 ansehen kann!
Wir starten bei atypischem Karfreitagswetter. Anstelle der üblichen Weltuntergangsstimmung strahlt heute die Sonne, unterbrochen von einigen Wolkenfeldern. Die Autobahn ist weitgehend frei und so geht es in raschem Tempo Richtung Norden. Der ACSI-Stellplatzführer ist eingepackt und einen Stellplatz in Dülmen haben wir uns auch schon ausgesucht. Das Mittagessen nehmen wir auf einem ansprechenden Parkplatz an der A1 ein. Am Stellplatz kommen wir gegen 16 Uhr an. Kein Problem, der Besuch des Merfelder Bruchs ist sowieso erst für den Samstag geplant.
Nette Nachbarn begrüßen uns und wollen von Gerhard gleich nähere Informationen über unseren Steyr, der doch etwas von den anderen, auf dem Stellplatz bereits vorhandenen Wohnmobilen, abweicht. Ashley hat auch Gesellschaft gefunden, und wir drehen eine erste kurze Runde im angrenzenden Wald. Gerhard hat Kaffeedurst – oder eher Kuchenhunger – und wir gehen auf die Suche nach einem Café. Das gestaltet sich etwas schwierig. Die in unmittelbarer Nähe befindliche Gastronomie bietet zwar Eiskaffee, aber keinen Kuchen an. Wir bekommen jedoch den Hinweis, dass wir in einem etwa einen Kilometer entfernten Hotel sicher fündig werden würden. Nicht gerade begeistert von der Länge der Strecke, aber mit Hinblick auf die „süße“ Aussicht, lässt sich Gerhard zu dem Spaziergang überreden.
Der Fußweg führt uns auf der Hochzeitsallee den Heubach entlang. Unser Ziel ist das Hotel „Große Teichsmühle“, die tatsächlich über ein umfangreiches Kuchenrepertoire verfügen. Beim Servieren wird mir wieder der Kuchen mit Kaffee aufgetischt und Gerhard erhält mein großes Altbier. Da dies nicht das erste Mal passiert, wird es bestimmt noch eine Zeit dauern, bis das Klischee „Frau = Kuchen“ und „Mann = Alkohol“ in den Köpfen ausgeräumt ist. Wir starten den Rückweg bei trockenem Wetter. Kurz vor der Ankunft auf dem Stellplatz fängt es an zu regnen. Im Laufe der Nacht kommt es immer wieder zu kleinen und großen Schauern.
Karsamstag, 31.03.2018
Die Nacht ist wider Erwarten ausgesprochen erholsam. Die Froli-Rahmen unter der Matratze sind auf jeden Fall ihr Geld wert! Regentropfen, die während der Nacht auf das Dach fallen, sind nicht wirklich störend, sondern tragen mit ihrer Eintönigkeit dazu bei, schnell wieder in den (Tief-)Schlaf zu sinken. Wenn um 6 Uhr in der Frühe nicht verschiedene LKWs an unserem ansonsten sehr still gelegenen Stellplatz vorbeigeprescht wären, wäre es eine traumhafte Nacht gewesen. Aber ich kann nach dem kurzen Intermezzo, das sich die Trucker vor dem Reisemobil-Stellplatz geben, wieder einschlafen und Gerhard hat gar nicht erst was mitbekommen.
Nach dem Aufstehen drehen wir eine gemeinsame, etwas größere, Runde mit Ashley. Die ortsansässige Hundeschule ist auch unterwegs. Ashley marschiert ohne Leine und ohne die anderen Hunde eines Blickes zu würdigen, an dem Kreis der Hundebesitzer vorbei. Danach frühstücken wir in aller Ruhe und machen uns anschließend auf den Weg Richtung Wildpferdebahn. Der Eintritt mit 3,00 € pro Person ist sehr moderat. Leider darf Ashley laut Parkordnung nicht aus dem Steyr, deshalb haben wir auch am Morgen den etwas längeren Spaziergang gemacht.
Die Wildpferde stehen in einer großen Herde direkt am Eingang des für Besucher zugängigen Geländes. Ein neugeborenes Füllen liegt noch ermattet von der Geburt regungslos neben seiner Mutter, die es mit ihrem Körper stolz gegen zu neugierige Annäherungen der Artgenossen abschirmt. Überhaupt sind eine Menge trächtiger Stuten zu sehen. Das sonnige Frühlingswetter animiert die etwas älteren Jungpferde zu übermütigen Sprüngen. Aber im Großen und Ganzen geht es sehr geruhsam zu.
Wir laufen etwas weiter zur Tränke, wo es in dem einen oder anderen Fall unter den Wildlingen schon mal zu Streitigkeiten wegen des besten Trinkplatzes kommt. Die Reibereien arten jedoch nicht aus und die Einigung erfolgt immer sehr schnell. Wir verfolgen den Rundweg nicht weiter, sondern gehen zurück zu unserem WoMo, wo Ashley uns schon sehnsüchtig erwartet. Auch jetzt haben sich wieder – wie bei unserer Ankunft – ein paar Schaulustige eingefunden, die unseren Steyr bestaunen. Gerhard gibt bereitwillig Auskunft auf alle Fragen. Nachdem alle Fragen beantwortet sind, starten wir in Richtung Möhnesee.
Das Wetter meint es weiterhin gut mit uns: Der Himmel ist zwar bedeckt, aber es gibt viele Wolkenlücken, durch die die Sonne hervorblitzt. Kurz vor unserem Eintreffen am Möhnesee fängt es an zu tröpfeln. Auf den beiden Campingplätzen in Körbecke sind Hunde nicht erlaubt. Wir fahren daher für die Nacht auf einen der am See gelegenen Parkplätze. Parkgebühren sind bis 20 Uhr zu zahlen, also fallen für unseren heutigen Aufenthalt rund 2,00 € an. Die gleiche Gebühr zahlen wir noch einmal am nächsten Morgen, da wir nicht gleich um 9 Uhr (ab diesem Zeitpunkt fallen Kosten für das Parken an) losfahren wollen. Für diesen Obolus stehen wir in der Nacht allein auf einem etwas höher angesiedelten Parkplatz mit fantastischem Ausblick auf den See. Den abendlichen Spaziergang mit Ashley entlang des Sees können wir bereits wieder ohne Nässe von oben absolvieren. Auch in dieser Nacht regnet es, was aber nicht störend ist.
Ostersonntag, 01.04.2018
Der Tag erwartet uns grau in grau. Gerhard dreht mit Ashley eine kleine Runde am See, während ich mit dem Zubereiten des Frühstücks beschäftigt bin. Nachdem wir gestern auch Lebensmittel eingekauft haben, gibt es heute zur Feier des Tages Speck und Eier. Wir lassen den Tag gemütlich angehen, denn das Wetter lädt nicht unbedingt zu Aktivitäten ein. Es regnet stetig und am Himmel türmen sich dunkle Wolken.
Auf der Fahrt nach Sundern geraten wir sogar in einen „Schneesturm“. Dicke Flocken fallen von oben, bleiben aber nicht auf dem Boden liegen. Hier wird für mich erkennbar, dass die Original-Heizung im Fahrerhaus zwar dafür sorgt, dass die Insassen nicht erfrieren, aber warm ist und wird es damit nicht. Mit einer Fleece-Decke um die Knie geschlungen überlege ich mir, dass eine der nächsten Anschaffungen für unser Camper-Leben aus einer Standheizung für das Fahrerhaus bestehen sollte. Das würde auch das lästige Anlaufen und Abwischen der Scheiben rundum entbehrlich machen, das uns die ersten zehn bis zwanzig Minuten unserer Fahrt bei niedrigen Temperaturen stetig begleitet.
Langsam geht der Schnee wieder in Regen über, der sich ausdauernd über die Landschaft ergießt. Auf der B 517 bei Kreuztal kommen wir an eine Stelle, die vergleichbar ist mit der A 3 bei Limburg/Lahn: Mehrere Verkehrsschilder weisen darauf hin, dass bei Nässe 80 km/h zu fahren sind. Aber so nass ist es anscheinend nicht, denn die Mehrzahl der Verkehrsteilnehmer rauscht an uns vorbei. Ich habe zwei Jahre lang in Limburg-Offheim gewohnt und während der ganzen Zeit war es an der Auffahrt zu A 3 nie so nass, dass die vorgeschriebenen 80 km/h bei Nässe einzuhalten waren …
Ansonsten lässt sich die Strecke aber auch bei Regenwetter gut fahren. Wir haben uns gegen 14 Uhr mit Andreas und Tina in Neunkirchen verabredet. Wir können den Termin trotz Mittagspause gut halten und treffen um viertel vor zwei ein. Ashley darf dieses Mal leider nicht mit aussteigen, weil Draa (Andreas‘ und Tinas Hündin) in Marokko einen Unfall hatte und noch nicht wieder richtig auf dem Damm ist. Bei einer gemütlichen Kaffeerunde werden die letzten Erlebnisse ausgetauscht. Nach meiner Rückkehr aus England wird der Steyr für ca. 14 Tage zu Andreas gehen, damit die Restarbeiten erledigt werden können.
Bei unserem Rückweg nach Hattersheim kommen wir kurz vor dem Nordwestkreuz Frankfurt in einen kleinen Stau, der aber nicht lange aufhält. Gegen 19 Uhr kommen wir zu Hause an.