Willys 39. Fernreisemobiltreffen 2018 in Enkirch an der Mosel

Am Montag, 27. August, starten wir gegen 11 Uhr. Wir wollen vorher noch Gerhards Mutter in Hartenrod besuchen. Zum Mittagessen halten wir bei durchwachsenem Wetter am „Grill am Aartalsee“. Dieses Mal waren wir enttäuscht, obwohl wir schon mehrfach hier gegessen hatten und immer angetan waren von der Qualität und Quantität der angebotenen Speisen. Mein Zwiebelschnitzel war allenfalls mittelmäßig und Gerhards Hackbraten enttäuschte auf ganzer Linie. Das war höchstens ein breit gewalter Fleischklops aus Schweinemett, der außerdem noch ziemlich hart war. Lediglich das dazu gereichte Brot war ausgesprochen frisch und wohlschmeckend – so wie wir es bisher gewohnt waren.

 

Nach einem ersten Besuch bei Gerhards Mutter übernachten wir in unserem Steyr auf dem Parkplatz des Bismarck-Stadions in Schlierbach. Es ist traumhaft ruhig. Außer dem Gegrunze von ein paar Wildschweinen und einigen Brunftschreien von liebestollen Hirschen herrscht absolute Stille. Nach einer sehr erholsamen Nacht frühstücken wir bei Gerhards Mutter, ehe wir uns erneut auf den Weg machen.

 

In Höhn (Richtung Westerwald) legen wir ein kurze Zwischenrast ein, bei der wir uns auch mit frischen Lebensmitteln versorgen. Von dort geht es weiter ins Gelbachtal, wo wir in Ruppenrod auf einer kleinen Anhöhe inmitten der Felder übernachten. Die Erlaubnis haben wir uns zuvor bei einem Bauern eingeholt, der gerade dabei ist, seine Felder zu versorgen. Auch diese Nacht ist sehr angenehm und ruhig.

 

Am Mittwoch, 29. August, fahren wir Richtung Koblenz. Das erste Stück geht über die BAB 48 Richtung Koblenz. Später geht es an der Mosel entlang, um nach Enkirch, unserem eigentlichen Ziel zu gelangen. Zwischendurch müssen wir uns von der Mosel verabschieden und einen größeren Streckenabschnitt „durch die Pampa“ zurücklegen, wobei wir auch am Flughafen Hahn vorbeikommen. Alles wirkt wie ausgestorben: kein Flugverkehr, keine Busse, keine Menschen – total tote Hose! Eigentlich unheimlich, wie schnell so ein prosperierendes Unternehmen untergeht und in Vergessenheit gerät.

 

Gegen 12 Uhr mittags kommen wir in Enkirch an. Wir treffen auf Dieter, Ute und Drago (ein Malinois), mit denen wir uns lose verabredet hatten. Es ist noch genügend Platz vorhanden, so dass wir uns den beiden direkt gegenüber stellen können. Obwohl das eigentliche Treffen erst am Freitag beginnt, ist schon Einiges los. Etliche Teilnehmer sind bereits etwas früher losgefahren und befinden sich bereits vor Ort. Das „Willys Treffen“ ist eben ein magischer Anziehungspunkt für viele Globetrotter. Gut, dass der Stellplatz für rund 1.000 Fahrzeuge ausgelegt ist.

 

Das Wetter spielt nicht ganz mit und setzt gegen 20 Uhr zu einem größeren Regenschauer an. Gerhard hält eisern vor dem Wohnmobil und unter der aufgestellten Plane aus; ich ziehe mich mit Ashley gegen 20:15 Uhr ins WoMo zurück. Dieter und Ute haben uns zuvor mit französischen Reiseführern über Marokko und die Westsahara (Autor J. Gandini) versorgt, so dass ich mich sofort ans Schmökern mache. Mein Schulfranzösisch ist etwas eingerostet und reicht nicht aus, um alles zu verstehen, aber einzelne Passagen sind sehr interessant und mit etwas Phantasie auch „lesbar“. Der Vorteil bei diesen Reiseführern sind die vielen GPS-Angaben bei den einzelnen Routen, die laut Dieter und Ute sehr gewissenhaft erstellt sind und die Ziele punktgenau erreichbar machen. Andere Reiseführer, die sie ebenfalls nachfuhren, waren in der Darstellung etwas nachlässiger und führten häufig nicht zu dem gewünschten Standort, manchmal sogar komplett ins Nirwana …

 

Nach den absolut stillen Nächten der beiden Vortage ist eine gewisse Umgewöhnung notwendig, als wir ins Bett gehen. Stimmengemurmel von allen Seiten: Nicht laut, nicht aufdringlich – aber eben vorhanden! Da der Geräuschpegel sehr niedrig ist, gelingt das Einschlafen dennoch sehr gut. Ein Blick aus dem Fenster am nächsten Morgen zeigt, dass der per App und Regionalnachrichten angekündigte Starkregen in der vergangenen Nacht Gott sei Dank ausgeblieben ist. Der Niederschlag vom Vorabend ist beim Morgenspaziergang mit Ashley auch so weit versickert, dass keine Pfützen mehr auf den Spazierwegen zu sehen sind. Unsere Plane ist dicht geblieben und die Campingstühle, die wir über Nacht darunter stehen ließen, wurden nicht nass.

 

Ich erkunde mit Ashley die Stadt, während Gerhard die verbliebenen Duschmarken vom Vorjahr aufbraucht. Enkirch ist ein reizendes Städtchen mit einer sehr schönen Altstadt, engen und steilen Gassen, schicken Fachwerkhäusern, einer Menge Restaurants und Straußwirtschaften, zwei Bäckereien, zwei Metzgern und einem Bio-Laden. OK, es gibt noch einige weitere Betriebe, wie z. B. ein Geschäft, das Elektro(groß)geräte verkauft, aber die sind für unseren aktuellen Besuch ohne Belang.

 

Am Nachmittag beginnt – entgegen der Ankündigung - bereits der Kuchenverkauf auf dem Marktplatz, so dass Gerhard nicht auf seinen geliebten Kuchen verzichten muss. Die Stadt hat organisiert, dass an jedem Tag des Treffens ein jeweils anderer ortsansässiger Verein ein Kaffee- und Kuchenbuffet für interessierte Wohnmobilisten anbietet, was zumindest von den Teilnehmern in der näheren Umgebung unseres WoMos gerne angenommen wird.

 

Gerhard hat sich entschlossen, die überschüssigen Teile aus dem Ausbau anzubieten, die wir auf unserem Campingtisch arrangiert haben. Einige „Großteile“ (z. B. Schneeketten für den verkauften Jeep oder das Bimobil) haben wir ebenfalls im Angebot. Der Verkauf läuft zwar eher schleppend, aber dafür sind die beiden „Nachbar-Verkäufer“ Dirk und Jochen sehr nett und man kann sich gut mit ihnen unterhalten.

 

Jeden Abend zündet Dieter zwischen den WoMos in einer Feuerschale ein Lagerfeuer an, um das sich alle Nachbarn scharen. Es ist sehr gemütlich und unterhaltsam. Jeder kann etwas von seinen Reisen berichten und alle hören interessiert zu. Ich klinke mich meist als erste aus – mir ist es abends ab einer gewissen Uhrzeit (meist gegen 22 Uhr) definitiv zu kalt. Mit einem heißen Minztee wärme ich mich dann im Inneren des WoMos mit einem Rätselbuch auf, ehe ich zu Bett gehe. Gerhard hält es meist lange aus, wenn er sich vorher umzieht: lange gegen kurze Hose und eine warme Jacke als Ausstattung gegen die Kälte genügen, um sich weiter von den Reisegeschichten gefangen nehmen zu lassen und draußen zu bleiben.

 

Am Dienstag, 04. September, machen wir uns auf den Rückweg. Zuerst geht es die Mosel entlang und später wechseln wir ins Lahntal. Bei Frücht auf einem Bio-Bauernhof finden wir wieder einen ruhigen Stellplatz für die Nacht. Unser Stellplatz befindet sich auf einer Anhöhe und wir probieren die Antenne unseres Fernsehers aus. Siehe da, wir haben wunderbaren Empfang und schauen unsere Vorabend-Lieblingssendung „Die Rosenheim-Cops“. Danach verbringen wir noch eine Zeit vor dem Wohnmobil, unter anderem um den traumhaften Sonnenuntergang zu beobachten, von dem wir auch Fotos gemacht haben. Am nächsten Morgen geht es weiter Richtung Heimat. Zwischen Idstein und Niedernhausen machen wir noch mal Rast an einem Limesturm, ehe wir Hattersheim ansteuern.